
Die Südkante der Östlichen Hochgrubachspitze wurde 1922 von F. Rigele und O. Zimmeter erstbegangen. Aufgrund ihrer Ausrichtung ist eine Begehung der Kante bereits im Frühjahr und auch spät im Jahr möglich, allerdings sollten die Bedingungen auch in Hinblick auf den langen Zustieg über sehr steiles Gras und brüchige Schrofen passen. Hat man das Ticket des Zustiegs einmal gezogen, erwartet einen auf 250 m Kantenhöhe in neun Seillängen "ausgesprochen schöne Kletterei" (AVF Kaisergebirge 1990), deren spärliche Absicherung ("wenige ZH vorhanden, kaum SH") auch nach der Sanierung der Standplätze (jeweils ein Bohr- und Bühlerhaken) erhalten geblieben ist.
Hängt man nach der Kletterei an der Kante die sehr luftige Überschreitung am Ostgrat der Östl. Hochgrubachspitze zur Ackerlspitze sowie deren Überschreitung zur Maukspitze an, kommt man in den Genuß einer ausgewachsenen alpinen Unternehmung in der wunderschönen Landschaft des östlichen Kaisergebirges.
Nachdem ich mich mit Andrea bei unpassenden Bedingungen bereits schon einmal an der Rigelekante versucht hatte, sollte dieses Kapitel heute geschlossen werden. Dafür geht es mit Tobias abermals am Wanderstartparkplatz Hüttling um 7.30 Uhr aufwärts gen ...
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Regalmspitze, Hochgrubachspitzen und Ackerlspitze
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Regalmspitze, Hochgrubachspitzen und Ackerlspitze im Zoom
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... Ackerlhütte, die wir nach einer Stunde erreichen. Hier gönnen wir uns Getränke und eine Banane bevor es weiter hoch ...
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Unterhalb der Regalpgruppe gab es kürzlich einen massiven Felssturz, weshalb der Schaflsteig gesperrt ist!
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... ins Hochgrubachkar geht.
Über eine Schrofenrampe ...
... wird der Aufschwung zur ersten Grasterrasse gewonnen. Hier zweigt man vom Normalweg ab ...
... zu einer Rinne in Terrassenmitte, ...
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Rinne im Rückblick
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... über der auf der zweiten Terrasse weiter nach Osten gequert wird.
Man quert nach Osten bis kurz vor die Stelle, wo die Wände linkerhand ungangbar werden. Hier wird über sehr steiles Gras zu einer Kaminrinne schräg rechts aufwärts gekrxlt, ...
... die direkt an den Einstiegen der SO-Kante der Westlichen Hochgrubachspitze und der Rigelekante endet.
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Erste Seillänge Rigelekante
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Am Fuß der Route legen wir die Ausrüstung an während eine Seilschaft aus der benachbarten "Wie a Klassiker" wiederholt Steinschlag auslöst, so dass wir hinter der Kante in Deckung gehen.
Bereits in der ersten Länge offenbart sich der Charakter der Rigelekante: Auf 40 m findet sich ein Zwischenhaken und die Bewertung ist Kaiser-typisch stramm. Die Routenfindung erfordert hohe Aufmerksamkeit, da Aufschwünge an der Kante in den ersten Längen leicht seitlich erklettert werden und man mit den angegebenen Schwierigkeiten nur auf der Ideallinie durchkommt. Die Kletterei an der Kante ist nach wenigen Metern bereits beachtlich ausgesetzt, mobile Sicherungen (kleine bis mittlere Cams) können im größtenteils kompakten, festen Fels immer wieder untergebracht werden, wovon wir auch regelmäßig Gebrauch machen.
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Rückblick mittlerer Teil der zweiten Seillänge
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Oberer Teil der zweiten Seillänge
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Am Stand vor der dritten Seillänge
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In den leichteren Seillängen 3 & 4 ohne Zwischensicherungen folgt man direkt dem Gratverlauf.
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Seillänge vier
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Blick hinauf zu den Seillängen 5 - 9
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Tobias am Stand vor Seillänge 5: Die Route verläuft zum oberen linken Bildrand!
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Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, geht es in Seillänge fünf nicht (!) wie im Topo von bergsteigen.com gezeichnet nach rechts weiter, sondern über den kleinen Pfeiler nach links in eine Rinne.
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Rückblick über den oberen Abschnitt der fünften Seillänge
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In Seillänge 6 geht es abermals ohne Zwischensicherung entweder durch eine Verschneidung rechts (Tobias) oder die Platte links daneben (ich) nicht unschwierig (IV) ...
... zur Schlüsselstelle in der siebten Seillänge: Plattig sind steile 10 m ohne Zwischensicherung zu einer Schuppe zu bewältigen (erster Haken), von wo in einem Riß im fünften Grad weitergeklettert wird, der aber nach
kurzer Zeit von uns an und über die Kante verlassen wird. Die Kletterei ist
ziemlich kräftig und ich bin froh, dass Tobias vorsteigt.
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Schlüsselseillänge: Es gilt die Schuppe im zentral oberen Bildviertel zu erreichen. Wenn man auf dieser steht, lässt sich der erste Haken einhängen.
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Rückblick auf die Sitzschuppe am Standplatz unter der Schlüssellänge
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Ausstieg aus den Schwierigkeiten in der Schlüssellänge
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Stand nach der Schlüssellänge
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Nach der Schlüssellänge folgen 50 Meter Gehgelände ...
... bis zum Stand vor der letzten Seillänge, in der zu Beginn nochmal ein sanfter IVer (ein Schlaghaken) gefordert wird.
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Blick vom letzten Stand zur Ackerlspitze
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Die letzten Meter der Rigelekante
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Rückblick letzte Seillänge der Rigelekante
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Am Gipfel machen wir eine Vesperpause bevor wir den Übergang zur Ackerlspitze am Ostgrat der Östlichen Hochgrubachspitze inspizieren. Da Tobias sich gesichert in dem sehr ausgesetzten Gelände, insbesondere auf den ersten 5-10 Meter des ebenen Grats vom Gipfel weg, wohler fühlt, hole ich ihn nach einer einfachen Abkletterstelle durch eine Rinne nach ca. 50 Metern nach.
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Abkletterstelle nach dem flachen Gratstück in Gipfelnähe
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Von hier geht es an scharfer Gratschneide, inklusive eines moralischen Spreizschritts zwischen zwei Türmchen, abermals sehr luftig weitere 50 Meter hinunter ins Gehgelände, welches noch nicht die Scharte zwischen Hochgrubach- und Ackerlspitze ist.
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Scharfer Grat
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Diese erreicht man am einfachsten in dem man den folgenden Turm nördlich umgeht. Dort stößt man auf den Normalweg aus dem Griesener Kar, ...
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Ackerlspitze aus dem Bereich der Scharte zwischen dieser und Hochgrubachspitze
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Rückblick zur Westlichen Hochgrubachspitze
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... über den man bald den Gipfel der Ackerlspitze erreicht. Da wir beide unseren Liter Wasser bereits getrunken haben, fällt die Pause kurz aus und wir machen uns zügig an den Weiterweg ...
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Rückblick Hochgrubachspitzen von der Ackerlspitze
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Die Klettergipfel des Kaisers, ganz rechts der Mitterkaiser
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Mitterkaiser vor Zahmen Kaiser
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... im weiterhin Konzentration fordernden Gehgelände ...
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Abstieg Ackerlspitze
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... hinüber ...
... zur Maukspitze.
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Gamsfluchten und Lärchegg
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Rückblick Übergang Ackerl- zur Maukspitze
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Durch eine letzte Rinne ...
... erreichen wir den letzten Gipfel des Tages.
Auch hier brechen wir bald wieder auf, ...
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Ackerlspitze |
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Gamsfluchten und Lärchegg von der Maukspitze
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... um über den Normalweg ...
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Ackerlspitze vom Abstieg Maukspitze
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... vorbei am Schneefeld im Niedersessel ...
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Abstiegsflanke von der Maukspitze
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... und zuletzt über eine sehr steile und ausgesetzte Schrofenflanke leichtes Gelände und bald darauf ...
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Oben mittig die Abstiegsflanke von der Maukspitze, darunter der Weg vom/zum Niedersessel
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... die Ackerlhütte zu erreichen, wo wir endlich heiß ersehnte Getränke erhalten.
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Rückblick zu den bestiegenen Gipfeln
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Mit Ankunft am Auto um 18.45 Uhr beginnt es zu regnen und es donnert ein paar Mal. Wir wägen uns in Sicherheit den Tag mit einer langen Unternehmung optimal genutzt zu haben.
Die schöne, aber bestenfalls ausreichend abgesicherte Kletterei an der Rigelekante (3 h) muss sich mit einem langen Zustieg (ca. 1.210 hm, 2,5 h ab P Hüttling) in teils heiklem Gelände verdient werden. Das Topo auf bergsteigen.com ist mit großer Vorsicht zu genießen (s.o.), auch weil nicht (mehr) alle eingezeichneten Schlaghaken existieren. Mit mobilen Sicherungsmitteln (Cams kleiner und mittlerer Größe, Köpfl- und Sanduhrschlingen) lässt sich die Route gut absichern. Ist man den Schwierigkeiten der Route gewachsen, so findet man sehr anregende, teils anhaltende Kletterstrecken in meist atemberaubender Ausgesetztheit vor.
Die Überschreitung zur Ackerlspitze beginnt mit sehr ausgesetzter Gratkletterei im Abstieg, die keinerlei Fehler verzeiht. Ist der Normalweg aus dem Griesner Kar erreicht, reduziert sich die Schwierigkeit der Wanderung über die Ackerl- zur Maukspitze signifikant. Allerdings befindet man sich auch hier über weite Strecken bis hinab ins Hochgrubachkar in Absturzgelände. Somit ist die Gesamtunternehmung in dieser Form nur konditionsstarken Bergsteigern zu empfehlen, die im Gegenzug einen ausgefüllten Tag mit einer Vielzahl an herrlichen Eindrücken der wilden Landschaft des Ostkaisers erhalten werden.
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