Die warmen und stabilen Sommertage laden zu Unternehmungen in höheren Lagen ein. Eine solche ist die klassische Urgesteinskletterei in den Stubaier Alpen über den Nordostgrat auf den Maningkogel, der in der Folge überschritten wird, und der Weiterweg über den Nordgrat auf den Acherkogel, nördlichster 3.000er der Alpen. Die schöne Tour startet von Kühtai am Längentalspeichersee, was eine beträchtliche Anfahrt von München mit sich bringt und der Grund ist, warum die Tour bis dato unbegangen auf meiner Liste verweilte. Umso mehr freue ich mich über eine spontane Anfrage von Moritz, der der perfekte Partner für die Tour ist, da er sie bereits dreimal solo gegangen ist und von ihr in hohen Tönen schwärmt. Wir einigen uns dieses Mal auf die Mitnahme eines kurzen Seils, da Moritz die plattige Schlüsselstelle bei seinen Solobegehungen bisher leicht seitlich umging und wir uns diese gesichert entspannt zu Gemüt führen möchten.
24.07.22
Maning- (2.892 m) und Acherkogel (3.007 m) via Nordost- und Nordgrat (IV)
16.07.22
Hohe Munde (2.662 m) via Grieslehnrinne (V-/V)
Die doppelgipfelige Hohe Munde (Mundekopf 2.592 m und Westgipfel 2.662 m) bildet den östlichen Eckpunkt der Mieminger Kette. Aufgrund ihrer Höhe und freien Lage zwischen Wetterstein und Inntal bietet insbesondere ihr Westgipfel umfassende Fernblicke in alle Himmelsrichtungen. Der Westgipfel lässt sich durch eine teils tief in die mächtige Südwand eingeschnittene und von den Kräften des Wassers und Schnees fantastisch geformte Rinne, die Grieslehnrinne, erreichen. Der so durch die Naturgewalten zu griffarmem, aber überaus kompaktem, festem Fels geschliffene Rinnengrund steht im Kontrast zum Mieminger-Kette-typischen bröselig, brüchigen Fels nur wenige Meter außerhalb der Rinne, die somit bei konsequenter Begehung einen lohnenden Anstieg in absoluter Einsamkeit einer aufgrund ihrer Dimensionen Ehrfurcht erregenden Wandflucht bietet.
Obwohl diese Route südseitg ausgerichtet ist, eignet sie sich meiner Meinung nach für eine Begehung im Sommer, da man in der tief eingeschnittenen Rinne am Vormittag vor der Sonne geschützt ist und erst beim Ausstieg aus der Rinne auf über 2.000 m, wo die Temperaturen nicht so drückend sind wie im Tal, in direkter Einstrahlung aufsteigt. Wenn dann noch ein erfrischender Wind weht wie heute, sind die Bedingungen perfekt für diese wunderschöne Unternehmung in tief beeindruckendem Ambiente.