16.07.22

Hohe Munde (2.662 m) via Grieslehnrinne (V-/V)

Die doppelgipfelige Hohe Munde (Mundekopf 2.592 m und Westgipfel 2.662 m) bildet den östlichen Eckpunkt der Mieminger Kette. Aufgrund ihrer Höhe und freien Lage zwischen Wetterstein und Inntal bietet insbesondere ihr Westgipfel umfassende Fernblicke in alle Himmelsrichtungen. Der Westgipfel lässt sich durch eine teils tief in die mächtige Südwand eingeschnittene und von den Kräften des Wassers und Schnees fantastisch geformte Rinne, die Grieslehnrinne, erreichen. Der so durch die Naturgewalten zu griffarmem, aber überaus kompaktem, festem Fels geschliffene Rinnengrund steht im Kontrast zum Mieminger-Kette-typischen bröselig, brüchigen Fels nur wenige Meter außerhalb der Rinne, die somit bei konsequenter Begehung einen lohnenden Anstieg in absoluter Einsamkeit einer aufgrund ihrer Dimensionen Ehrfurcht erregenden Wandflucht bietet. 

Obwohl diese Route südseitg ausgerichtet ist, eignet sie sich meiner Meinung nach für eine Begehung im Sommer, da man in der tief eingeschnittenen Rinne am Vormittag vor der Sonne geschützt ist und erst beim Ausstieg aus der Rinne auf über 2.000 m, wo die Temperaturen nicht so drückend sind wie im Tal, in direkter Einstrahlung aufsteigt. Wenn dann noch ein erfrischender Wind weht wie heute, sind die Bedingungen perfekt für diese wunderschöne Unternehmung in tief beeindruckendem Ambiente.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz Jägerstein (1.140 m) wenige hundert Meter vor dem Parkplatz des zur Zeit (?) leider geschlossenen Strassberghauses.

Nach ca. 100 m auf der Straße Richtung Strassberghaus erreicht man ein eingemauertes Bachbett, in das man abzweigt.

Zunächst feinschottrig, wird das trockene Bachbett bald grobblockiger ...

... und einige hundert Meter aufwärts warten erste leichte Krxlstellen (II) im weiß-geschliffenen Kalk.

Es folgt der im Topo als "Testwandl" bezeichnete IVer-Aufschwung ...

... und nach kurz leichterem Gelände ...

... eine weitere Stelle im IV. Schwierigkeitsgrad ...

 


... bevor sich ...


... die Rinne in atemberaubender Landschaft öffnet und zurücklegt.

Es geht nun aufwärts zum Ende der Rinne an der "Tropfenden Gufel", ...

Links oben sieht man die gelbe Wand der "Tropfenden Gufel"

... wo die hier schrofige, seichte Rinne nach rechts durch eine Latschengasse direkt an der Wand zum Beginn einer weiteren Rinne verlassen wird.



Querung durch die Latschengasse am Wandfuß

Nach der kurzen Querung ...

Rechts hinter der Latsche zieht die Rinne verdeckt nach links oben im Bild.

... beginnt die Nachbarrinne mit einem steilen Aufschwung (V- oder V, je nach Topo). Bevor wir diesen angehen, machen wir zwischen Enzianen eine erste, kurze Pause, wechseln in die Kletterschuhe und packen das Seil aus.

Im Aufschwung finden sich vier massive, geklebte Haken in vernünftigen Abständen, wobei der abschließende Stand sich in merkwürdiger Lage unbequem oberhalb des komfortablen, rund ausgespülten Beckens direkt über dem Aufschwung befindet. Besser im Becken an Schwerlastanker Stand machen, als Hängestand an zwei Bohrhaken (einer ausgebrochen, da Mutter fehlt; evtl. Abseilstand für Skibefahrung der Rinne?) im linksseitigen Wandl des Beckens. 

Nach dem Aufschwung packen wir das Seil wieder ein ...

Rechts oben der teils ausgebrochene Stand

... und setzen unseren Weg in anregendem Gelände (II - III, vereinzelte Stellen bis in den IV. Grad) fort ...




 
... bis zum nächsten steileren Aufschwung an einem markanten Riss (IV+), den wir wieder sichern.


Danach packen wir das Seil etwas vorschnell im zunächst leichteren Gelände wieder ein ...

 
... und ich klettere einen folgenden IVer-Aufschwung voraus. Tobias möchte am Fuß des Aufschwungs nach kurzer Inspektion lieber sichern, was sich nicht einfach bewerkstelligen lässt, da das Seil bei ihm ist und ich den Aufschwung nicht abklettern möchte.

 
Nachdem wir das Seil zeitaufwendig zu mir bekommen, kann ich Tobias nachsichern ...

 
... nur um nach dem folgenden leichteren Gelände ...


 
... vor demselben Dilemma zu stehen: Ich habe einen kurzen, aber anspruchsvollen Aufschwung nach fehgeschlagener Erkundug einer Umgehung und Beratschlagung der zwei Möglichkeiten in der Rinne (Ausspreizen oder rechts an Hangelgriffen) erklettert und Tobias möchte nach Antesten lieber sichern. Zum Glück kann ein Seilende diesmal nach einigen Versuchen zu mir hochgeworfen werden, so dass Tobias die Stelle routiniert ausspreizen kann. 
 
Rechts an den Einkerbungen hangeln oder links spreizen?
 
Tobias hangelt nach Begutachtung der Griffe lieber nicht.
 
Einwurf: Da Tobias ein um Längen besserer Kletterer als ich ist, möchte ich darauf hinweisen, dass die schwierigeren Kletterstellen in der Rinne trotz mangelnder Exposition aufgrund (mindestens) ernsthafter Verletzungsgefahr bei einem Fehler durchaus eine moralische Komponente haben und es Sinn machen kann, das Seil nach dem Ver-Aufschwung einfach draussen zu behalten und bei Bedarf zu sichern. Wir hätten durch das Gehen am kurzen Seil jedenfalls Zeit gespart.
 
Wenige Meter nach diesem kurzen, glatten Aufschwung folgt die laut Topo, und von mir erst nach der Absolvierung als diese wahrgenommene,  "anspruchsvollste Stelle" (IV+), eine griffarme, glatte und nach oben etwas aufsteilende Rinne ohne Zwischensicherung oder sinnvoller Möglickeit dazu, die wir beide ausspreizend gut bewältigen.

Tobias testet rechts an, aber es macht nur der ehrliche Weg im Rinnengrund Sinn.
 
Hier enden die klettertechnischen Schwierigkeiten der Rinne und wir treten aus dem Schatten ...



... in die weitläufige, sonnige Südflanke ...



Rinnenende
 
... über, die wir in gerader Linie aufwärts (600 hm, Stellen II - III) steigen.


Hier werden die Dimensionen der Wand klar. Über Tobias vollzieht sich die ausgesetzte Plattenquerung in den Kamin.

 
Wo die Flanke vor der Südwand des Gipfelaufbaus (rechterhand) aufsteilt, hält man sich über ausgesetzte Platten links ...


 
... in einen Kamin (III), ...

 
... nach dem es rechtshaltend über die große Rampe, die zum Gipfel hochzieht, ...

 
Hohe Munde Westgipfel Westgrat

Mieminger Kette







 
... zum oberen Westgrat ...
 
 
... und über diesen ... 

 
... anstrengend, aber mit jedem Meter schöneren Ausblicken ...



... zum endlich durchspitzenden Gipfelkreuz ...

 
... hoch geht.


Leutasch und südöstliches Wetterstein

Mundekopf vor Karwendel

Inntal


Hochwand hinter Niedere Munde Sattel, Zugspitzplatt und westliches Wetterstein


Blick Richtung Lechtaler

Mieminger Kette

Ötztaler und Stubaier Alpen
 
 
 
 
Nach einer Vesperpause treten wir den Abstieg über den markierten und teils drahtseilversicherten Steig zum Niedere Munde Sattel an, ...






Teufelsgrat


Deutschlands Höchste



... den wir zügig erreichen und von wo ...

 
... wir auf bezeichnetem Steig an einer kühlen, Trinkwasser-spendenden Quelle vorbei ...

Karkopf

Hohe Munde

 
... runter zum leider geschlossenen Strassberghaus ...

 
... absteigen.

 
Über die Forststraße erreichen wir schlußendlich ...

 
... kurz nach dem Einstieg in das Bachbett ...

 
... den Ausgangspunkt unserer heutige Unternehmung.

Rückblick Hohe Munde

Gehstrecke (GPS): 15,5 km mit 1.616 hm
Gehzeit (ohne Vesperpausen): 8 h

Tobias hat ein sehr gelungenes Video unserer Tour erstellt, dessen Rechte bei ihm liegen. Vielen Dank dafür!



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super Tour. Werd ich mir im Herbst mal ansehen. Gruss ReinerD, GAP

CF hat gesagt…

Servus Reiner,

ja, die Tour ist sehr lohnenswert und Herbst ist sicherlich die richtige Zeit. Würde nur schauen, dass die Lufttemperatur noch nicht zu niedrig ist, da der Rinnengrund wenig Sonne abbekommt (--> kalter Fels). 30 m Seil und vier Exen reichen aus, alles andere kann man zuhause lassen. Und für den zuverlässigsten Fels immer im Rinnengrund halten.

Viel Spass und Gruss
Carsten

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