18.06.23

Hochplatte (2.082 m) Nord via "Trocken muas sei" (IV, T5-)

Nachdem bei meinem letzten Besuch in den Ammergauer Alpen vor genau einem Monat tiefst winterliche Verhältnisse herrschten, hat sich die Lage in der Zwischenzeit so sehr geändert, dass nun schattige Touren gefragt sind. Eine solche findet sich mit der nominal immerhin 17 Seillängen aufweisenden "Trocken muas sei" auf der Nordseite der Hochplatte. Da die namensgebende Bedingung dank stabiler Vortage erfüllt ist, gilt es die perfekten Verhältnisse zu nutzen. So geht es heute mit Andrea für einen wunderbaren Sommertag an den Fels in den Ammergauern.

Los geht es um 8 Uhr mit dem Bus vom Parkplatz der Kenzenhütte zu eben dieser (EUR 10 hin und rück). Auf der Fahrt stellt sich raus, dass eine weitere Seilschaft die Route zum Ziel hat.

An der Kenzenhütte folgen wir den Aspiranten ...

... zum Wasserfall, was allerdings falsch ist und uns einige Meter batziger  Steilgras- und Wurzelkletterei neben dem Wasserfall hoch zum Wanderweg beschert, der auf die Steilstufe des Wasserfalls in einem weiteren Bogen von der Hütte weg hinaufführt.

Der Einstieg findet sich nachdem der Weg zum Kenzensattel nach Westen schwenkt vor den Sockelklettereien des Klettergartens. Am besten steigt man direkt nach Erreichen des Flachstücks diagonal nach links auf und peilt den Punkt an, an dem die Grasschrofen am höchsten an die Wand reichen.

Nach kurzer Klärung erhalten wir Vortritt und ich starte in die erste Dreierlänge, in der sich der gesamte Charakter der Route bereits offenbart: Von kompakt, solidem bis zu brüchig, Schutt-beladenem Fels mit botanischer Garnitur hat das Gelände eine große Bandbreite.

Einstieg und erste SL der Trocken muas sei

Blick vom Einstieg zum Kenzensattel

Kesselwand und Vorderscheinberg

Blick aus der ersten SL zum Einstieg

Rückblick zum Zustiegsweg

Nach der ersten Seillänge nehmen wir das Seil auf und laufen über das erste von mehreren folgenden Grasbändern (die im Topo als Seillängen gezählt werden) zum Beginn der dritten Seillänge.

Es folgt eine plattige Länge im dritten Grad, ...

... bevor in der vierten Länge mit einer sehr rauen Wasserrille ein erstes Highlight wartet.



Grasband vor der vierten SL

Kenzenkopf

In den folgenden Längen finden sich immer wieder schöne Kletterstellen in rauem, festem Fels, aber auch schrofige, schuttbeladene Gehstrecken. 

An der IVer Stelle in SL 5
 
SL 5

Die Überbrückungslänge 7, die keine zwanzig, sondern eher 7-8 m hat, kann man mit der folgenden Länge 8 zusammenhängen, wenn man die unteren Haken nicht klippt oder verlängert. 

Zusammengehängte Längen 7 & 8

Die plattige achte SL

Am Stand nach der achten SL

Neunte SL

Länge 10 und 11 kann man abermals zusammenhängen, wobei uns letztere schwerer als III und manche der vorangegangenen IVer Stellen vor kommt.  

Zusammengehängte Längen 10 & 11

SL 10 (Gehgelände von den Latschen bis zur Wand) und 11

SL 12

In der 13. Seillänge folgt abermals ein kurzer IVer Aufschwung, ...

Rückblick über IVer Aufschwung in Länge 13

... nach dem Gehgelände wartet.

Andrea steigt dann eine schöne IVer Stelle vor, die mit einem Quergang nach rechts beginnt (14. SL).

Stand nach der 14. SL
 
Wir gewinnen an Höhe

Da wir kontinuierlich an Höhe gewinnen, öffnen sich langsam die Blicke ins Voralpenland ...

... und zu den bisher verdeckten umliegenden Bergen.

Geiselstein mit Südwand

In der vorletzten Länge (16) finden wir bei bestem Willen keine IVer Stelle ...

SL 16

Geiselstein

SL 16 vor finalem Aufschwung

... und auch der ausgesetzte Quergang am finalen Aufschwung (SL 17) ist für uns dank bester Griffe gefühlt eher im III. Grad zu verorten.


Die Tour endet auf einem Pfeilerkopf in der beeindruckenden Nordflanke der Hochplatte, wo wir in wunderschöner Landschaft und Ruhe bei schönen Aussichten ins Voralpenland Vesperpause machen.




Blick Richtung Hochplatte (Gipfel verdeckt)

Da genug Zeit ist, beschliessen wir nach der Pause noch zur Hochplatte aufzusteigen. Über Schrofengelände und durch Latschengassen ...

Links hinter Andrea sieht man den Pfeilerkopf, der das Ende der Route Trocken muas sei darstellt.

... steigen wir zum Aufschwung zur Grathöhe (Ostgrat) der Hochplatte auf, ...

Gratverlauf Hochplatte

... welchen wir durch eine brüchige Rinne (T5- und durchgängig I) ...


...ersteigen. Oberhalb erreichen wir direkt den Normalweg (knappe 30 Min. vom Ausstieg der Route) ...


Aufstiegsgelände zum Grat

... und deponieren unsere Rucksäcke für ...

... den kurzen Abstecher ...

 ... zum Gipfel der Hochplatte.


Forggensee

Wetterstein hinter Geierköpfen

Blick nach SW

Blick nach SO

Rückblick Hochplatte

Im Anschluss steigen wir gemütlich über den Ostgrat der Hochplatte zu unseren Rucksäcken ab ...

... und wandern in weiter Schleife ...

... über das Weitalpjoch ...

Rückblick Hochplatte

... zurück zur Kenzenhütte, wo wir den Bus um 16 Uhr mit einigen Minuten Spielraum erreichen, womit für die gesamte Unternehmung ca. 8,5 h (inkl. Pausen und Busfahrten) anfallen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.