07.07.23

Birnhorn (2.634 m) "Ostgratsinfonie" (16 SL, V oder IV-, A0)

Birnhorn Ostgrat

Jedes Jahr nehme ich mir vor, Touren in mir unbekannten Gegenden zu unternehmen. Am Ende der Saison stehen trotz des Vorsatzes hauptsächlich Unternehmungen in den altbekannten Revieren im Umkreis um die Heimat im Tourenbuch. Um diesen Trend zu brechen, buchen Guru und ich früh im Jahr zwei Übernachtungen auf der Passauer Hütte in den uns beiden bis dato unbekannten Leoganger Steinbergen an einem beliebigen Sommerwochenende.

Heute ist es nun soweit und wir fahren bester Laune, da wir den Wetterpoker mit bevorstehenden drei sehr stabilen Hochdrucktagen gewonnen haben, nach dem morgendlichen Berufsverkehr von München Richtung Südosten zum Hüttenparkplatz der Pasauer Hütte in Leogang - Ullach.

Am Parkplatz sticht sofort die gewaltige Südwand des Birnhorns in Auge - mit 1.500 m Wandhöhe eine der höchsten der Ostalpen.

Birnhorn, Hochzint und rechts der Scharte, in der die Passauer Hütte steht, Fahnenköpfl, Mitterspitzen und -horn

Mit schwerem Gepäck im Vergleich zu den üblichen Tagestouren machen wir uns an den Anstieg hinauf zur Hütte.


Dieser verläuft zumindest zu Beginn im schattigen Wald, ist aber von unten weg durchgängig steil.

Bald erreichen wir den bereits aufgeheizten Latschenbereich, ...

... der wiederrum in den darüber befindlichen bröseligen Felsbereich überleitet. Hier finden sich Seilsicherungen ...

... und Betonstufen.


Fahnenköpfl Südkante u. -wand

Südwände der Mitterspitzen und des Mitterhorns

Hochzint und Zinthörner

Fahnenköpfl Südkante und Westwand

Unter der beeindruckenden Westwand des Fahnenköpfls wird der Kessel hinüber zur Passauer Hütte gequert (wieder Seilsicherungen und Betonstufen, bzw. -terassen). Vom Hüttenparkplatz zur Passauer Hütte sind es 5 km mit 1.170 hm, T3+.

An der wunderschön gelegenen und toll restaurierten Hütte werden wir freundlich vom supernetten Team empfangen, gönnen uns eine Brotzeit und beziehen unser Lager. 

Am Nachmittag machen wir uns mit leichtem Gepäck auf den Weg zum schon herübergrüßenden Ostgrat des Birnhorns.

Birnhorn mit Ostgrat (links, Grat nach rechts in die Karstlandschaft abfallend)

Blick in die Berchtesgadener Alpen

Rückblick zur Hütte

Birnhorn Ostgrat

Da sich im Einstiegsbereich, wo der Ostgrat am nächsten an den Steig heranreicht, noch ein größeres Schneefeld findet und wir diesen nicht gleich entdecken, ...

... klettern wir an geeigneter Stelle die erste Stufe hoch ...

... auf das darüber liegende Grasband ...

... und eine weitere Seillänge ...


... zum dritten Standplatz, an dem wir uns einbinden.


Von hier klettern wir über den sehr kompakten, rauen Fels in kurzen, teils kraftigen Aufschwüngen ...


Berchtesgadener und Steinernes Meer

Kuchelhorn

... zur kurzen Schlüsselstelle. Hier hängen zwei Griffschlingen zur Bewältigung des abdrängenden, sehr kraftigen kurzen Überhangs (frei V).

Teils befinden sich die Stände nachmittags im Schatten, wo es schnell empfindlich kalt wird.

In der siebten Seillänge folgt schöne, plattige Wandkletterei.

Blick vom Ostgrat zur Passauer Hütte

Schosshörner

Watzmann zentral

Blick über Saalfelden ins Urslautal

Nach ca. der Hälfte der Route nehmen wir vor den 300 m Gehgelände die Seile auf ...

... und laufen zum nächstem Aufschwung, ...

... der an einem schönen Riss erstiegen wird.


Den folgenden Turm, der nur kurze Kletterei bietet (III-) und von dem man laut Topo abseilt (abklettern scheint uns auf Bändern auch gut möglich), umgehen wir aus Zeitgründen in Gehgelände nördlich.


Es folgt ein schöner Kamin (III+), ...

... der zu einer abermals schönen Stelle entlang eines Rißes (III-) überleitet.

Nach dieser Seillänge nehmen wir die Seile auf ...

Kuchelhorn

Berchtesgadener

Rückblick über den Ostgrat

... und steigen bei tollem Licht in sanfter Abendstimmung zum einsamen Gipfel des Birnhorns auf.



Blick nach Westen zu Rot-, Hundshörndl, etc.

Die Konturen der Loferer Steinberge

Über den bezeichneten, teils seilversicherten Normalweg steigen wir ...

... in wunderschöner Umgebung ...


... über den Kuchelnieder ...


Rückblick Birnhorn und Ostgrat im Profil

... Richtung Passauer Hütte ...


... über einige Altschneefelder ...






... zum wartenden Abendessen ab.


Die Ostgratsinfonie (laut GPS ca. 750 m mit 380 hm) bietet schöne Kletterstellen und -passagen in kompakt, plattigem Fels, die ausreichend abgesichert sind. Allerdings findet sich aufgrund der Steinberg-typischen Topographie (Terassen) auch recht viel Gehgelände zwischen besagten Stellen. Aufgrund der weiten Hakenabstände im leichten Gelände erfordert die Orientierung Aufmerksamkeit. 
 
Die traditionell bewertete Route, für die wir ca. 4 h benötigen, begradigt die klassische Ostgratroute von Brandenstein und Gefolge, was eine Umgehung der direkten Aufschwünge (auf der klassischen Führe) theoretisch ermöglicht. Das landschaftliche Ambiente und die Fernblicke auf der Route auf den höchsten Gipfel der Steinberge sind überragend und machen diese zu einem ganzheitlichen alpinen Erlebnis. Für uns ist es eine perfekte Unternehmung am Nachmittag nach der Hüttenankunft (Zustieg von der Hütte sind ca. 25 Min.), als Tagestour mit Zustieg aus dem Tal ist der Aufwand eher unverhältnismäßig.

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