08.08.18

Breitgrieskarspitze "Blassengrat" via Hinterkar



Die Breitgrieskarspitze entsendet, wie ihre östlichen Anrainer, einen ausgeprägten, langgezogenen Grat nach Süden (Blassengrat), der mit einem breiten Rücken ins Hinterautal abfällt. Diese Grate lassen sich unter moderaten Schwierigkeiten hoch über den Mondlandschaften der drunter liegenden Kare sehr lohnenswert begehen, wobei der weglose Zustieg über die breiten, latschenbewachsenen Rücken meist eine gewisse Leidensbereitschaft voraussetzt. Heute sollte es mir durch eine spontane Planänderung gelingen, die Zustiegsquälerei komplett zu umkrxln und den Blassengrat ohne Latschenkontakt zu begehen.

Prolog: Eigentlich sollte es heute mit Joseph über den Südgrat auf die Larchetkarspitze gehen. Leider sagte Joseph arbeitsbedingt am Vortag ab, was für mich allerdings nichts am Plan ändert. Über den Kohlergraben möchte ich hoch ins Hinterkar und von dort am Ansatz in den Südgrat der Larchetkar einsteigen. Reepschnur und Abseilzubehör habe ich für die Abseilstelle nach dem Gauggturm dabei, Kletterschuhe für möglicherweise schwierigere 4er-Stellen ebenso.

Los geht es am Parkplatz an der B2 kurz vor Scharnitz mit dem Radl ins Hinterautal rein und über die erste kleine Steigung hoch zum Wiesenhof. Hier parke ich das Rad, da ich vor habe, über die Pleisenhütte genau hier wieder runter zu kommen. 

Zu Fuß geht es über die Gleierschhöhe weiter auf der Fahrstraße ins Hinterautal hinein ...


... mit ersten Blicken zum Hohen Gleiersch ...


... und dem vermeintlichen Tagesziel ...

Gauggturm im Südgrat der Larchetkarspitze zentral
... entlang der jungen Isar ...


... unter der Nordflanke des Hohen Gleiersch durch ...


... an der Wildfütterung vorbei ...


... bis zum Einstieg in den Kohlergraben westlich / orografisch rechts des Hinterkarbachs (knapp 4,3 km vom Wiesenhof).

Einstieg Kohlergraben
Weglos, bzw. auf undeutlichen sich immer wieder verlierenden Pfad-/Wildspuren geht es immer in der Nähe des Bachbetts ...




... hoch in den Mischwald ...


... und über kurze steilere Stufen ...


... weiterhin am Hinterkarbach orientierend, der mittlerweile in einer tief eingeschnittenen Schlucht unter einem fließt, ...


... bis zum Eingang ins Hinterkar.


Auf einem Rücken kreuzt man bald ...


... den Steig, der von hier ins obere Hinterkar führt.



Komfortabel geht es auf dem sehr gut ausgeschnittenen Steig ganz kurz in der Sonne ...


... mit dem Gleiersch und Westgrat im Rücken ...


Rückblick karauswärts
... gleich wieder im Schatten ...

Rechts der mächtige Blassengrat

... in die herrliche Karlandschaft hinein und an den Hinterkarbach hinunter.


Man quert den Bach und steigt auf der orografisch linken Seite durch Steinmänner gekennzeichnet in einer Schuttreiße in die Flanke hoch.

 
Rückblick zum Steig auf der orografisch rechten Seite des Hinterkarbachs
Nach dem Anstieg in der Flanke geht es an den Felsen des Blassengrats entlang ...


... ohne weiteren Höhengewinn ...


... bis mich hinter einem Vorsprung dieses Krxlgelände vom rechten Pfad abbringt.


Während der Pfad ins obere Hinterkar weiter unten in den Latschen weiterführt, bleibe ich im latschenfreien Bereich zwischen den Felsen des Blassengrats und den Schuttfeldern des Kars, ...


Links der Südgrat der Larchetkarspitze, mittig die Große Riedlkarspitze
Unten in der Bildmitte sieht man den Steig
... in dem sich schön krxln lässt.



Noch ist der Plan, an geeigneter Stelle - wenn auch widerwillig - wieder runter zum Steig zu gelangen. Jedoch befinde ich mich schon deutlich über dem hinteren Karboden und dem Steig und muss zudem erkennen, dass der Südgrat der Larchetkarspitze sich aus dem Hinterkar nicht gut gewinnen läßt. Stattdessen müßte ich auf dem Toni-Gaugg-Weg wieder ein beträchtliches Stück zurück nach Westen um den Ansatz des Grats herum zurückqueren. Darauf habe ich keine Lust! Stattdessen werfe ich mit einem Augen einen Blick in die westlichen Felswände des Blassengrats, um evtl. eine Durchstiegsmöglichkeit ausmachen zu können. Leider habe ich zum Grat keine Informationen, außer dass Jospeh mir mal davon erzählt hatte. Da ich von seiner Begehung weiß,  sollte diese also gut machbar sein. Im hintersten unteren Hinterkar, kurz bevor die Wände über dem oberen Karboden senkrecht hochziehen, meine ich einen gangbaren Weg (bei ca. 1.900 m) durch die Wand zu erkennen.

Aufstieg auf den Blassengrat aus dem Hinterkar in rot
Weiter aufwärts im Kar wird die Wand ungangbar
Ich wechsele in meine Kletterschuhe und steige in die ca. 80 - 90 m hohe Wand ein. Nach einer Querung in die Wand auf einem Band geht es in einer Verschneidung ...


... im klettertechnisch schwierigsten Abschnitt (4-) gerade nach oben. Oberhalb legt sich das Gelände zurück und ich halte mich in Gehgelände rechts auf einen in der gestuften Wand eingelagerten Schuttplatz, in dessen Mitte ein Riß nach oben führt.


Diesen steige ich in schöner Kletterei nach oben bis er zunehmend ausgesetzt für mich zu anspruchsvoll wird. In einer ausgesetzten, mental fordernden Querung (3)  erreiche ich ein unter überhängender Wand links aufwärts führendes Band, ...


... über das ich bald leichteres Gelände erreiche, ...


... aus dem über ein kleines Wandl unproblematisch auf den Rücken ausgestiegen wird, ...


... den man auf dieser Route glücklicherweise genau dort gewinnt, wo  der Latschenbewuchs endet und man über weite Schuttfelder ...

Auf dem Rücken unter dem Punkt "Am Blassen"


 ... hoch zum Punkt "Am Blassen" steigt.

In der Westwand des Blassengrats findet sich guter bis sehr guter, größtenteils verlässlicher Fels. Natürlich liegt überall eine Menge Schutt rum, da hier nichts ausgeputzt oder abgeklettert ist - insgesamt aber recht schöne Krxlei bei guter Felsqualität.

Zunächst genieße ich bei toller Aussicht erstmal eine Brotzeit, ...

Mieminger Kette und Wetterstein hinter Scharnitz
Erlspitzgruppe
Hoher Gleiersch mit Westgrat
Gleiersch-Halltalkette
Grat von der Nördl. Jägerkarspitze zum Gleiersch
Rückblick über den Anstiegsweg
Pleisenspitze, Gauggturm und ganz hinten die Larchetkarspitze
... bevor es schweißtreibend den breiten, grasigen Rücken "Am Blassen" ...


Larchetkar- und Gr. Riedlkarspitze
Unterer Spitzhüttenkopf vor Östlicher Gleiersch-Halltalkette
Spitzhüttengrat und Gr. Seekarspitze
... zum Beginn des Blassengrats hochgeht.


Anfangs geht es in eine Scharte und jenseits leicht auf den folgenden Turm (2), ...


... von dem steil in die nächste, tiefe Scharte abgestiegen werden muss.


Der Aufschwung aus der Scharte zum nächsten Turm sieht so einfach nicht aus, ...


... woraufhin ich durch einen Kamin (3-) ...


... in die Ostflanke (rechts) absteige. Der weitere Weg in der Ostseite des Turms ist über Bänder deutlich auszumachen. Leider sind diese Bänder durch tiefe Rinnen unterbrochen.


Ich muss also in schuttigem Gelände noch ein paar Meter weiter absteigen bis ich durch einen Kamin (III-) ...

Aufstiegskamin zum Band
... das einfach zu begehende Band erreiche.


Rückblick vom Band: bis zur Latsche steigt man durch den ersten Kamin und eine schuttige Rinne ab und quert dann zum zweiten Kamin.
Danach sind die Schwierigkeiten vorbei und man wandert in wunderschönem Geläuf ...


... mit vereinzelten Krxlstellen (bis 2) ...



... in Gelände, das mich an die Hackenkopfüberschreitung erinnert, ...



Breitgrieskarspitze voraus
Rückblick zum zweiten, schwierigen Turm
Pleisen- und Larchetkarspitze
Gr. Riedlkarspitze
Breitgrieskar-, Kl. und Gr. Seekarspitze
Spitzhüttengrat
Rückblick Blassengrat

... bis der Normalweg der Breitgrieskarspitze kurz unter dem Gipfel erreicht wird.


Kl. und Gr. Seekarspitze
Auf diesem geht es die letzten Meter hoch zum Gipfel.


Ödkarspitzen, Birkkar- und Kaltwasserkarspitze hinter Gr. und Kl. Seekarspitze
Spitzhüttengrat
Ganz hinten Falkengruppe, links Vogelkar- und Östl. Karwendelspitze

Bäralpsattel und benachbarte Gipfel vor Soiernspitze
Gr. Riedlkarspitze, Larchetkar- und Pleisenspitze
Blassengrat
Nach der Gipfelrast geht es ein Stückchen wieder den Grat zurück bis der Normalweg in die Westflanke leitet.


 Auf dem Normalweg, ...


 ... der teils drahtseilversichert ist, ...


 ... geht es runter ...

Große Riedlkarspitze
Gauggturm
 ... ins oberste Hinterkar.


Rückblick Breitgrieskarspitze
Den Gedanke die Gr. Riedlkar- und/oder Larchetkarspitze noch mitzunehmen, verwerfe ich aufgrund der vorhergesagten nachmittäglichen Gewitterneigung und ...

Blassengrat
Gauggturm
... genieße stattdessen den landschafltich wunderschönen Abstieg auf dem Toni-Gaugg-Weg ...


Der Rücken vor dem Blassengrat "Am Blassen"
Blassengrat
Gauggturm
... durch das Hinterkar ...

Aufstiegsflanke zum Gratrücken

... mit einem Gegenanstieg ...


... um den Ansatz des Larchetkarsüdgrats herum ...


"Am Blassen" und Blassengrat
Larchetkar Südgrat
... auf dem schön angelegten Steig ...


 ... zur Pleisenhütte, wo ich meinen Durst stille.

Anschließend geht es bei Donnergrollen auf dem Fahrweg und vielen Abkürzern ...


Im Wetterstein regnet es schon
 ... im Eiltempo runter zum Wiesenhof ...


... und mit dem Radl zurück zum Parkplatz jenseits der Grenze, wo ich noch ein erfrischendes Bad in der Isar nehme.

Der Weg durch den Kohlergraben hoch ins Hinterkar ist einfach zu finden, da man sich sehr gut am Hinterkarbach orientieren kann, und hat mir landschaftlich sehr gefallen.

Der Zustieg zum Blassengrat über das Hinterkar hat den großen Vorteil, dass man die ausgedehnten, sich über mehrere 100 Hm erstreckenden  Latschenfelder am unteren Rücken des Südgrats umsteigt. Dafür muß man allerdings die Westwand des Grats an geeigneter Stelle in III/IVer Gelände ersteigen. Der Fels zeigt sich auf meiner Route von erstaunlich guter Qualität.

Der Blassengrat selbst besteht zu einer großen Mehrheit aus Geh- und einfachem Krxlgelände, lediglich im Bereich des 2. Grattturms wird zwingend mindestens ein IIIer gefordert. Eine Umgehung des Turms ist ausgesetzt sowohl ost- als auch westseitig möglich. 

Ab der Breitgrieskarspitze ließe sich die Tour bei stabilem Wetter beliebig in östlicher oder westlicher Richtung mit verschiedenen Gipfeln verlängern. Jedoch ist auch der Abstieg auf dem Toni-Gaugg-Weg zur Pleisenhütte landschafltich noch mal ein Schmankerl.

Gehstrecke: 21 Km mit 1860 Hm
Gehzeit (ohne Pausen): 8 h

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