10.03.22

Archtalgrat zum Archtalkopf (1.927 m) und Hohe Kisten (1.922 m)

Den Archtalgrat habe ich bereits zwei Mal im Winter begangen, allerdings bin ich aufgrund anstrengender Spurarbeit im tiefen Schnee bisher nicht bis zum Archtalkopf gekommen. Diesen Winter verspricht einerseits die recht geringe Schneehöhe, andererseits die (gefühlt) höhere Anzahl von Winterwanderern, die sich durch überraschende Spuren in Gelände äußert, in dem ich bei mehreren Begehungen über die Jahre noch nie Spuren vorgefunden hatte, eine annehmbare Chance, es bis zum Hochplateau des Estergebirges zu schaffen und über die Hohe Kisten mit verschiedenen Abstiegsoptionen eine schöne Runde zurück nach Eschenlohe absolvieren zu können.

Los geht es an einem wunderbaren, wolkenlosen Tagerl um 8.32 Uhr am Münchener Hauptbahnhof.

Mit obligatorischer 20-minütiger Verspätung erreiche ich mit der Werdenfelsbahn den Bahnhof in Eschenlohe, von wo sich die heutige Unternehmung bereits schön einsehen läßt. Über den zentralen Archtalgrat geht es rechts über dem Kistenkar auf den Kamm des Estergebirges und dann nach links zur aus dem Tal plump wirkenden Hohen Kisten.


Blick von Eschenlohe ins Wetterstein

Vom Bahnhof in Eschenlohe geht es beschwingt im Sonnenschein zunächst zur Sportanlage an der Urlaine (ca. 20 Min.).

Archtalgrat zentral

Dort folgt man der Beschilderung "Archtalschlucht". Bald geht es sehr steil von der Urlaine, zum Glück im Schatten, mit ersten Blicken zum Minnecker Grat auf der anderen Talseite ...

... und zurück Richtung Eschenlohe und ins Flachland den Ansatz des Archtalgrats hoch...

... zu einer Verzweigung (rote Markierung "HK" am Baum), wo man den kleinen Steig rechterhand wählt.


In wunderschöner Landschaft geht es ...

... im sonnendurchfluteten Wald, ...

... teils in gutem Stapfschnee, ...


... zur Schlüsselstelle der heutigen Unternehmung - einer schattseitigen, ausgesetzen Querung, die bei Schnee- und Eisauflage nicht unterschätzt werden sollte. Unterhalb finden sich senkrechte Felsabbrüche und ein Fehltritt hat hier zwangsläufig ernste Konsequenzen, ...
 
 
... auch wenn die Bilder die Steilheit nicht widerzugeben vermögen. Die Drahtseile, die die Querung im Sommer entschärfen, liegen teils unter dem Schnee und sind teils im Winter abmontiert.
 
Foto aus der Mitte der Querung: Die Überschreitung des Felsriegels im oberen Drittel über die vereiste Schneezunge war heute objektiv heikel.
 
Foto aus der Mitte der Querung: Über diese Rinne müsste man direkt zum Grat in der Nähe des Zunderecks aufsteigen können.

Nach der grimmig-schattigen Querung kehrt man schnell in sonnig aussichtsreiches Geläuf zurück ...


... und verlässt den die Flanke querenden Steig bei einer Grasrippe auf ausgeprägten Steigspuren Richtung Grat nach oben (links).

An dieser Stelle wird der Steig verlassen.

 Aussichtsreich ...
 




Hohe Kisten rechts

Kistenkar
 
... geht es sonnseitig hoch zum Grat, ...


Bis zu Archtalkopf ist es noch ein ganzes Stück.
 
... über den es direkt weiter Richtung Zunder- und Archtalkopf aufwärts geht.


Hohe Kisten und Kistenkar

Meine Vermutung und Hoffnung bestätigt sich: Nachdem ich den Grat schon ein paar Mal im Winter gespurt habe, ist er heute für mich gespurt.


Zunderkopf

Am schon häufiger besuchten, wunderschöne Aussichten bietenden Zunderkopf lege ich keine Pause ein, sondern setze den Weg zum Archtalkopf, für den ich meine erste Pause aufspare, fort.

 
Es ist gößtenteils ein wunderschönes Flanieren, das ich voll und ganz genieße, auch wenn bodenloser Triebschnee die schöne Spur auf manchen Abschnitten verblasen hat und anstrengende Spurarbeit erfordert - ganz ohne geht es im Winter einfach nicht!




 
Bis zum Archtalkopf zieht es sich, ...


Hohe Kisten



Hauptkette des Estergebirges

Rückblick über den Archtalgrat

 
... aber ich komme dem ersten Ziel beständig näher, ...


Rinne ins Kistenkar

Rückblick
 
... auch wenn ich am letzten Aufschwung merke, dass bald eine Pause nötig wird. 


Rückblick Archtalgrat

Ammergauer Alpen

Manndl, Laber und Hörnle

Am Archtalkopf öffnen sich die Blicke nach Süden ins Karwendel und die Sonne lädt zur verdienten Pause ein, ...



... die ich mir bei himmlischer Ruhe am Archtalkopf gönne. Nirgends ist eine Menschenseele zu entdecken.



Gratverlauf zur Hohen Kisten


Weilheimer Hütte und Krottenkopf

Nach dem Erreichen des ersten Ziels, dem Archtalkopf, und der Pause fokussieren sich die Gedanken auf den weiteren Weg, für den ich keinen ausgemachten Plan habe, außer den Zug um 17.21 Uhr in Eschenlohe erreichen zu wollen. Ich beschließe, der Hohen Kisten auf jeden Fall noch einen Besuch abzustatten und setze den nun ungespurten Weg am direkten Grat fort.

Rückblick Archtalkopf

Archtalgrat

Kistenkar

Hohe Kisten

Einstieg ins Kistenkar.

Bald ist die Hohe Kisten erreicht, jedoch ist der kurze Weg hier herüber anstrengender als angenommen, da ungespurt. Dieser Umstand gibt mir für die möglichen, potentiell langen Abstiege zu denken.


Archtalgrat im Profil I

Archtalgrat im Profil II

Heimgarten ganz rechts

Walchensee spitzt raus

Da es mittlerweile schon Nachmittag ist, schließe ich einen Abstieg durch das steile Kistenkar aus und setze meinen Weg Richtung Osten mit zwei Optionen fort.

Am Abstieg durch die schattige, steile Flanke Richtung Pustertalhaus hadere ich länger mit mir. Der Abstieg scheint gespurt zu sein und ist auf jeden Fall viel direkter als die andere verbleibende Möglichkeit. Da ich den Weg nicht kenne und es so aussieht, als ob recht steile Hänge und Rinnen zu begehen sind, entscheide ich mich letztendlich aufgrund des zuvor angetroffenen Triebschnees gegen eine Begehung ...

Unten grüßt das Pustertalhaus lockend hoch.

... und für den langen, dafür sicheren Hatscher über die Kuhalm, ...




... die ich bald erreiche.


Hochplateau des Estergebirges

Rückblick zur Hohen Kisten

Ich komme in den vollen Genuß konditionsfördernder Stapferei, da der Schnee durch die Sonneneinstrahlung nur noch bedingt tragfähig ist.



Auch auf der tief verschneiten Forststraße ändert sich dieser Umstand leider nicht. Als ich an einem Schild mit der Angabe "Eschenlohe 12,3 km" vorbeikomme und mir 2,25 h bis zur Abfahrt meines Zugs bleiben, sinkt die Motivation auf den Tiefpunkt.

Nichtsdestotrotz versuche ich, - in der Hoffnung, dass die Verhältnisse auf der Forststraße weiter unten besser werden - weiterhin die Chance zu wahren, rechtzeitig den Bahnhof erreichen zu können. Siehe da, ab einer Verzweigung auf ca. 1.180 m ist die Forststraße planniert.

Einen Vorteil hat die Schneeauflage mit Sicherheit, da der sonst wohl eher unerträglich langweilige Forststraßenhatscher so zumindest landschaftlich ansprechend ist.



Hirschberg und Heimgarten

Zwölferköpfl

So erreiche ich Eschenlohe mit gut 20 Min. Reserve ...


Rückblick zum Archtalgrat

... auf meinen Zug, in dem die wunderschöne Unternehmung im Sonnenuntergang ausklingt.

Gehstrecke (GPS): 21,42 km mit 1.434 hm
Gehzeit: 6,75 h

2 Kommentare:

Deichjodler hat gesagt…

Tolle Unternehmung und schöner Bericht. Ich bin den Archtalgrat vor einigen Jahren bei deutlich weniger Schnee im April gegangen. Ich fand es faszinierend, wie man aus Eschenlohe über diesen unwegsam scheinenden Latschengrat das Plateau erreicht. Bei richtig winterlichen Verhältnissen schaut es auch toll aus.

CF hat gesagt…

Danke Dir! Definitv eine Tour, die sich bei unterschiedlichsten Bedingungen lohnt und super mit den Öffentlichen erreichbar ist.

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