30.10.16

Unterer und Oberer Spitzhüttenkopf


Der Untere und Obere Spitzhüttenkopf sind die beiden südlichsten Gipfel im langen Kamm, der von der Großen Seekarspitze nach Süden bis runter ins Hinterautal zieht, in das der Untere Spitzhüttenkopf mit einer schönen Plattenwand abfällt. Das Kernstück einer Begehung des gesamten Grats ist mit Sicherheit der Spitzhüttengrat - wilde und brüchige Schneid zwischen Oberem Spitzhüttenkopf und Seekarspitze und terra incognita selbst in Zeiten der Informationsflut im www. Um Licht ins Dunkel zu bringen, wollten wir uns das Gelände heute vor Ort anschauen.



Deshalb ging es mit dem Joseph früh morgens (dank Zeitumstellung) in der Dunkelheit mit dem Radl in den anbrechenden Tag ins Hinterautal hinein, am Breitgrieskarbach, am Abzweig zur Jagdhütte Hubertus und der darauffolgenden Wildfütterung vorbei. Bei einer Wiesenfläche links des Fahrwegs, westlich unterhalb der südseitigen Plattenwand des Unteren Spitzhüttenkopfs beginnt ein deutlicher Weg. Hier lassen wir die Radl im Gebüsch stehen ...

Blick vom Radldepot in die morgendlich verhangene Gleiersch N-Flanke
... und stapfen auf deutlichem Steig  - auch Zustiegsweg zu den Kletterrouten durch die Plattenwand "Im Verbrennten" - ...


... direkt zur Wand, bzw. zu einem sich westlich der Wand befindenden Schuttplatz hoch.


Vom westlichen Rand der Plattenwand zieht eine Rinne direkt hinter den Platten östlich bis zum höchsten Punkt der Plattenwand an den Südhängen des Unteren Spitzhüttenkopfs nach oben in den Latschenwald. In der rechten oberen Ecke des Schutts, rechts einer feuchten, überhängenden, an die 15 m hohen Wand, beginnt die Rinne.


Gleich zu Beginn geht es über schöne Platten aufwärts ...




...zu zwei kurzen, gutgriffigen Steilstufen in der Rinne (III). Der Fels ist von Beginn der Rinne schön strukturiert und sehr fest.


Schon bald endet der kurze Kraxelspass ...



... und die Rinne öffnet sich ...



... in das oberhalb gelegene Latschengelände.


Leider wird die grade erst aufgegangene Sonne ...


... schon bald von aus Nordosten aufziehenden Wolken wieder verdeckt.


Im Latschengelände geht es auf natürlichen und von Gämsen ausgetretenen Gassen in direkter Linie aufsteigend ...


... hoch zum Schrofengelände unterhalb des Gipfels des Unteren Spitzhüttenkopfs.


Blick zur Kastenalm und den umliegenden Gipfeln ...

... und über das Hinterautal zu Praxmarerkarspitzen, Jägerkarlspitze, Jägerkarscharte, Hinterödkopf, Hinterödjöchl und Jägerkarmassiv mit dem Grat zur Inneren und Äußeren Rigelkarspitze
Der Gipfel des Unteren Spitzhüttenkopfs ist in der Folge schnell erreicht ...


... und wir genießen die herrliche Aussicht Richtung Westen zur Mieminger Kette und ins Wetterstein,



... sowie nach Osten zu den höchsten Gipfeln des Karwendels. 


Nach kurzer Rast werfen wir einen Blick auf den weiteren Weg Richtung Norden zum Oberen Spitzhüttenkopf, ...


... der direkt hinter dem Gipfel mit sehr starker Exponiertheit in äußerst brüchigem Geläuf aufwartet.


Deshalb entscheiden wir uns für eine Querung in der Westflanke unterhalb des Gipfelaufbaus des Unteren Spitzhüttenkopfs. Dazu steigt man am westlichen Rand der Abbrüche wieder ein Stück ab und bei erster Gelegenheit bei einem Steinmann in die Flanke ein, um möglichst ohne Höhenverlust die Scharte zwischen Unterem und Oberem Spitzhüttenkopf zu erreichen.


Querungsgelände ...


... Richtung Scharte, ...


... die über gut gestufte Bänder ...


... mit einem Abstecher ohne Rucksäcke hinauf zum Reitgrat des direkten Übergangs ...


... schnell erreicht ist.


Nach einem kurzen Blick hinunter ins Kleine Ödkarl ...


... geht es in einfachem Gehgelände weiter Richtung Oberer Spitzhüttenkopf.


Vom südlichen Vorgipfel hat man einen tollen Blick zurück zum Unteren Spitzhüttenkopf.


Der Hauptgipfel ist dann schnell erreicht ...


... und bietet einen herrlichen Blick zum Spitzhüttengrat vor der Großen Seekarspitze.


Nach ausgiebiger Rast wandern wir auf dem sehr brüchigen Grat weiter Richtung Norden und treffen bald auf diese riesige Doline direkt am Grat.


Das Gelände wird in der Folge schnell schärfer und der Fels bleibt in berüchtigter Karwendel-Manier weiterhin wenig vertrauenswürdig. Nach einem kurzen Abstieg ...


... gelangen wir in eine Scharte, von der eine mit ein wenig Schnee gefüllte Rinne nach Westen ins Breitgrießkar ...


 ... und nach Osten ins Kleine Ödkarl hinab zieht.


Nachdem Joseph noch kurz den weiteren Weg Richtung Spitzhüttengrat erkundet, beschließen wir den Abstieg ins Breitgrießkar durch die Rinne zu probieren.


In heiklem, teils vereistem Gelände kommt das Kar zwar näher, ...


... aber letztlich ist an einer Steilstufe für mich kein vernünftiges Weiterkommen ersichtlich, so dass wir wieder zur Scharte auf- und auf dem Aufstiegsweg absteigen.

Die Erkundung der Überschreitung des Spitzhüttengrats hat uns einige Aufschlüsse gewinnen lassen. Zunächst ist der Zeitbedarf nicht zu unterschätzen und liegt über der uns heute zur Verfügung stehenden Tageslichtzeit, so dass wir am Ende in Dunkelheit absteigen. Aus dem Hinterautal bis zum Oberen Spitzhüttenkopf brauchen wir mit dem Umweg der Umgehung durch die Westflanke ca. 4,5 Stunden (ohne Pausen). Der Übergang auf dem scharfen Grat vom Gipfel des Unteren in die Scharte vor dem Oberen Spitzhüttenkopf ist die erste Schlüsselstelle einer direkten Begehung. Nach dem Gehgelände zum Oberen Spitzhüttenkopf nehmen die Schwierigkeiten und die Brüchigkeit des Geläufs noch einmal weiter zu. Die klettertechnischen Schlüsselstellen (bis IV) warten dann wohl am Spitzhüttengrat. Zu guter Letzt ist bei der Wegfindung im Auf-/Abstieg durch das Latschengelände an den Südhängen des Unteren Spitzhüttenkopfs ein gutes Gespür erforderlich, da man hier sonst schon leicht Energie und Zeit verlieren kann. Was bleibt, sind die schönen Eindrücke und Ausblicke in einer gottverlassenen wilden, ursprünglichen Gegend.

Gehzeit (ohne Pausen): 8 h
Strecke: 10,3 km mit 1.665 hm

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