01.01.23

Frühlingshafte Blaubergüberschreitung am Neujahrstag 2023

Zunächst wünsche ich allen Lesern meines Blogs ein gesundes und erlebnisreiches Jahr 2023!

Nachdem ich mir im August 2022 im Familienurlaub meinen Meniskus gerissen hatte und im September operiert werden musste (Naht mit Teilresektion), war mein Bergjahr 2022 verfrüht beendet. Umso mehr freue ich mich nach der Zwangspause auf die Rückkehr in die Berge und eine erste (Test-) Tour nach der OP, die nach Monaten des Aufbautrainings einen ersten Aufschluss über den Zustand der Muskulatur und der geschwundenen Kondition liefert. Dafür suche ich mir eine wunderschöne, einsame Tour aus, die ich vor genau einem Jahr schon gegangen war und die aufgrund der frühlingshaften Verhältnisse am Neujahrstag 2023 gut machbar sein sollte: die Überschreitung der Blauberge in den Voralpen bei Wildbad Kreuth.

Los geht es nach gemütlicher Anfahrt recht spät um 9.30 Uhr am vereisten Parkplatz der Siebenhütten nach Wildbad Kreuth. 

Vorbei an den verwaisten Hütten wandere ich der Beschilderung folgend (Halserspitze 5 1/4 h) in den Zwieselgraben und entscheide mich somit für die gleiche Laufrichtung wie vor einem Jahr, da man so ab der Halserspitze am Kamm die warmen Sonnenstrahlen im Gesicht und den schönen Ausblick ins Karwendel und Wetterstein genießen kann. In die andere Richtung sind die Ausblicke stärker eingeschränkt, da man stets den dominierenden Guffert und die Halserspitze als höchsten Gipfel der Überschreitung im Nahgrund vor der Nase hat.

Im Aufstieg zum Weissenbachkopf fällt sofort auf, dass es dieses Jahr noch viel weniger Schnee als im vergangenen, auch schon schneearmen Winter hat.


Entsprechend problemlos und beschwingt komme ich voran ...

... und freue mich in den ersten Sonnenstrahlen am Weissenbachkopf bei Vogelgezwitscher über die frühlingshafte Stimmung, die Einsamkeit und Stille und das Glück des Moments, wieder hier sein zu können und dürfen.

Am Weissenbachkopf

Blick zu den Schindern auf der anderen Talseite

Halserspitze im gleisenden Gegenlicht

Vorbei an der Wenigberghütte komme ich meinem ersten Ziel bei großteils aperen Bedingungen weiterhin flott näher.

Halserspitze

Erst kurz vor dem Aufschwung zur Halserspitze treffe ich erstmals auf eine geschlossene Schneedecke mit Trittspur.


Blick zu den östlichsten Blaubergen

Schinder

Ich folge aus der Scharte vor der Halserspitze zunächst für wenige Meter dem Steig bis dieser vom Grat weg in die Nordflanke schwenkt. Schon letztes Jahr hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den direkten Weg am Grat zum schon heruntergrüßenden Gipfelkreuz zu probieren und siehe da: Wo der Steig in die Nordflanke schwenkt, findet sich ein direkt nach oben weisender Pfeil am Fels. Diesem folge ich am Grat über zunächst sehr brüchige Schrofen bis Latschen den Weg am Grat versperren und der günstigste Weg durch gut zu begehende Latschengassen etwas rechts neben dem Grat zu finden ist.

In den Latschengassen neben dem Grat, oben der nächste kleine Aufschwung

Rückblick aus den Latschengassen

Vor dem nächsten kleinen Aufschwung scheint auch dieser Weg (Trittspuren) über ein Band weiträumig in die Nordflanke auszuweichen.

Der zunächst direkte Weg am Grat weicht auf dem obersten Band in die Nordflanke aus.

Ich verlasse den Weg und steige wenige Meter zurück nach links zum hier wieder latschenfreien Grat unterhalb des kleinen Aufschwungs, ...

... der weiterhin nicht mit Gesteinsqualität zu überzeugen weiß (kurze Stellen I). Ob der gewonnen Höhe ist es nach links in die Ostflanke des Halserspitz etwas ausgesetzt.

Nach dem Aufschwung folgt ein recht steiler Abschnitt mit hartem, teils vereistem Schnee (Ausrutschen wegen Abbruch in die Ostflanke strengstens verboten!) ...

... vor einem letzten Wandl (I+, kann rechts umgangen werden), nachdem bereits das Gipfelkreuz wartet. Die kurzweilige direkte Variante bietet willkommene Abwechselung zur bis dahin reinen Wanderung, zieht sich aber doch etwas länger als es das schon greifbar nahe wirkende Gipfelkreuz aus der Scharte vor dem letzten Aufschwung suggeriert.

Am Gipfel trete ich aus dem Schatten der Nordflanke in die Sonne und auf einen Schlag eröffnen sich wunderbare Ausblicke in alle Richtungen, die mich sehr überwältigen.

Weiterer Verlauf der Überschreitung

Achensee, Vorkarwendel und Karwendel

Guffert

Großvenediger bis Kaiser (r. nach l.)

GK Halserspitz am 01.01.23

Über den Tegernsee reicht der Blick in der klaren Luft gut bis München.

Rückblick über den begangenen, schattigen Grat

In der Sonne mache ich Vesperpause ...


Blick nach Osten

... bevor es nach einer halben Stunde am Grat ...


Voralpen; an der Benewand kreist ein Hubschrauber

Rückblick Halserspitze

... mit zunächst einigen Abschnitten auf der Nordseite des Kamms in hartem Schnee ...


... dann aber nur noch sonnseitig in zumeist aperem Geläuf zum Karkopf wandere.

Am Karkopf die einzige Begegnung des heutigen Tages.

Rückblick

Sorgenfrei geht es am Kamm ...



Guffert

Zoom zum Guffert

... bei perfekten Bedingungen ...


Guffert und Unnütze

... zur Wichtelplatte, ...

... von der bereits auf dem sich absenkenden Kamm zur Blaubergalm abgestiegen wird.


Karwendel: Kaltwasserkar-, Birkkar- und Ödkarspitzen zentral

Schildenstein

Rückblick zum begangenen Kamm

Am weiten Sattel zwischen Wichtelplatte und Schildenstein genieße ich die Strahlen der sich senkenden Sonne und nehme nochmal die herrliche Stimmung auf.



Auf dem Schildenstein sehe ich einige Wanderer am Gipfel ...

... und beschließe, diesen für die Fortsetzung der bis dahin so genoßenen, wundervollen Ruhe heute auszulassen. Auf dem Normalweg steige ich behutsam ...


Zwei kletterbare Südwände der Voralpen

... zur vollständig aperen Almfläche der Königsalm ab und ...

... mache in den letzten Sonnenstrahlen eine weitere Vesperpause, ...


Roß- und Buchstein

... bevor es über die Gaisalm in einsetzender Dunkelheit runter ins eisige Tal geht.


Strecke (GPS): 18 km mit 1.350 hm
Gehzeit: 6:30 h

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