21.07.21

Kopfkraxen (2.178 m) "Kraxengrat" (IV-) und Sonneck (2.260 m)

Der bisherige Verlauf des Sommers macht es mir bei der Planung von Bergunternehmungen mit seinen kurzen Schönwetterfenstern nicht einfach. Wenn ein solches Fenster dann mal relativ verlässlich angekündigt ist und nicht mit Familienterminen kollidiert, muss man die Gelegenheit beim Schopf packen. Also Arbeit re-organisiert, einen Tag frei genommen und ab in den Wilden Kaiser mit Guru, um unsere zuletzt wegen eines fehlenden Helms aufgeschobene Debütkrxltour zu absolvieren. 

Wir einigen uns trotz stabilem Wetter ohne vorhergesagte Gewitterneigung auf eine Abfahrt um 5 Uhr in München, um den Tag stressfrei nutzen und nicht zu spät bei unseren Familien zurück sein zu können. Guru drückt auf der Fahrt für 20 Minuten nochmal die Augen zu, was mir leider nicht vergönnt ist. So geht es 1,5 h später recht schläfrig am P Jägerwirt mit schwerem Rucksack und leichten Zweifeln ob der Sinnhaftigkeit solcher Unternehmungen los. 

Der Aufstieg auf der langweiligen Forststraße zur Wegscheid-Niederalm trägt nicht zur Steigerung der Laune bei. Wenigstens erleuchtet die Sonne die Hackenköpfe schon mal schön.

Auch der weitere Aufstieg zur Wegscheid-Hochalm zieht sich länger als ich es vom Abstieg vor ein paar Wochen in Erinnerung habe.

Oben geht es rechts am Wasserfall vorbei ...

... ins Schneekar.

Am Einstieg der "König der Löwen" macht sich eine Seilschaft bereit und darüber befinden sich in der 2. SL weitere Kletterer. Wir hatten uns die Option offen gelassen in die "König der Löwen" einzusteigen, sollten wir alleine sein. Wir sind beide nicht übermäßig scharf auf die Route, hätten sie aber aufgrund des guten Fels und der schön aussehenden Kletterstellen vor unserem eigentlichen Ziel noch "mitgenommen", wenn sonst niemand da ist. Aber diese Hoffnung entpuppt sich trotz frühen Aufbruchs an einem Tag unter der Woche als unrealistisch. Die Seilschaft am Einstieg ist um 1:30 Uhr in der Nacht in der Oberpfalz für dieses Ziel aufgebrochen!

König der Löwen

Also steigen wir in einem weiten Linksbogen auf deutlichen Pfadspuren weiter im Schneekar auf ...

... und queren zuletzt leicht absteigend zum Einstieg unseres eigentlichen Ziels, des Kraxengrats, bei einem Restschneefeld.


Kraxengrat im Zoom: über die Rippe oder rechts daneben geht es in den ersten Längen von rechts unten nach links oben auf die Grasterrasse.

Am Einstieg machen wir eine Vesperpause während weitere Seilschaften im Schneekar ankommen und auch zu uns rüber queren. Allerdings klettern die Kameraden in der Südwand des Sonnecks und wir freuen uns den Kraxengrat stressfrei für uns zu haben.

Wir gehen die Rampe zunächst ohne Seil und in unseren Zustiegschuhen an.

Die ersten Aufschwünge (II) erweisen sich als ziemlich brüchig, ...


... weshalb wir die erste Länge III+ bei einem Ringhakenstand erstmal sichern.

Der Fels ist hier viel fester und beginnt Freude zu machen. Am schmalen Spalt steige ich links nach aussen, anstelle mich durch den batzigen Spalt zu drücken wie es die Haken suggerieren.

Spalt, wo man links in schönem Fels aufsteigen kann.

Nach dieser Länge gehen wir am kurzen Seil weiter ...


... zur Grasterrasse.

Auch die nächste Länge (II) ganz links am Felsriegel (Sanduhr) auf der Terrasse gehen wir weiter am kurzen Seil.



Nach dieser Länge geht man nicht weiter die große Rinne weiter aufwärts, sondern quert hart nach links zum Grat. Hier findet sich an einem schmalen Gesimsband, über das man nach links aufwärts zum Grat rausquert, der nächste Ringbohrhaken.

Am Stand nach der Grasterrasse: Man quert nach links raus aus dem Bild und kommt in einem weiten Bogen oben links dann wieder an den Grat.

In nun tollem Fels geht es direkt am Grat ...

... im III. Grad kurzweilig durch eine erste, schöne Verschneidung ...

... mit immer besseren Ausblicken und steigender Ausgesetztheit weiter.

So kommen wir schnell zur ersten Stelle IV-, ...

Unterer Teil der ersten Schlüssel-SL

... einem griffigen Riss in kompaktem Fels. Die Stelle ist so schön, dass sie Guru eine spontane Lobeshymne entlockt.

In der Folge gehen wir die Länge des Seils am schönen Grat immer aus ohne die Seillängeneinteilung zu beachten und holen den Anderen von Köpfeln nach.



So stehen wir bald an der zweiten Schlüssel-SL (IV-), einer Verschneidung.

2. Schlüssel-SL

Rückblick über den Grat vor der zweiten Schlüssel-SL

Diese fällt an mich und ist im Gegensatz zu den Angaben im Topo unten leicht und erst oben raus auf den letzten Metern kurz im unteren IV. Grad anzusiedeln.



Am Stand nach der zweiten Schlüssel-SL

Vom Stand nach der Schlüssel-SL geht es über ein kurzes Wandl leicht links raus in gutem Fels auf den  Grat und weiter ...

... zu einem Turm mit Spalt, auf dessen Rückseite auf einem ausgesetzten Band in der linken Spaltenwand  (4 NH) abgeklettert wird.

Am Stand nach dem Turm, unten das Band in der Spaltenwand

Anschließend geht es unschwierig über die letzten schönen Gratmeter ...



... und zuletzt über Schrofen zum Gipfel des Kopfkraxen.

Nach ausgiebiger Vesperpause gehen wir ohne Rucksäcke auf dem teils versicherten Steig ...

... noch zum Gipfel des Sonnecks.



Links die schöne Plattenwand der Kleinen Halt

Treffauer

Sonneck Ostgrat im Vordergrund mittig


Hackenköpfe und Scheffauer


Anschließend steigen wir gemütlich auf dem bezeichenten Steig ab ...

... zum Wasserfall, wo sich die Runde schließt.

Von hier auf dem Aufstiegsweg runter zum P.

Der Kraxengrat ist eine landschaftlich sehr schöne Tour in den unteren Schwierigkeitsgraden mit sehr umsichtiger und ausreichender Absicherung, die bei Bedarf an Köpfeln beliebig erweiterbar ist. Das Gelände ist allerdings durchaus alpin und streckenweise auch ausgesetzt. Unten auf der Rampe ist der Fels mit Vorsicht zu geniessen. Die Wegfindung erfordert ein wenig alpine Erfahrung und Gespür. Es ist zu empfehlen ein 40 m Einfachfachseil zu verwenden oder die Seillänge bei längeren Seilen nicht ganz auszugehen, da man sich sonst am teils verwinkelten Grat außer Sicht- und Hörweite des Partners befinden kann. Potentiell eignet sich der Grat sehr für das gehen am kurzen/laufenden Seil.

Strecke: 16 km mit 1.430 hm
Zeit (mit allen Pausen): 10 h

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