02.06.21

Giro d'Elba: Elbaumrundung mit dem Rennrad

Nach Aufhebung der Quarantänepflicht bei der Einreise nach Italien entscheiden wir uns spontan für einen Tapetenwechsel in den Pfingstferien. Wieder einmal zieht es uns auf die mittlerweile vertraute Insel Elba. Zum ersten Mal nehme ich auch mein Rennrad mit. Am italienischen Nationalfeiertag (02.06.) ist ein bedeckter, angenehm kühler Tag (~21°) vorhergesagt - abgesehen von stark böigem Wind perfekte Bedingungen für eine Elbaumrundung. 

Los geht es um 7 Uhr an unserer Unterkunft in Morcone (Capoliveri). Ohne mir vorher ernsthafte Gedanken über die Unternehmung gemacht zu haben, nagen kurz vor Aufbruch leichte Zweifel in mir, ob ich den Anforderungen ohne eine einzige Rennradtour in 2021 absolviert zu haben überhaupt gewachsen bin. Die sofort steile Auffahrt von unserem Haus zum Kreisverkehr in Capoliveri lassen den Puls und die Zweifel steigen. Zum Glück geht es danach auf noch leeren Straßen - mit einem kurzen Gegenanstieg - erstmal weit nach unten auf die SP26. Beim schnellen Rollen in der kühlen Luft und der tollen Landschaft stellt sich sofort die erhoffte Freude ein und alle Zweifel verfliegen.

Auch in Porto Azzuro sind die Straßen noch wie leer gefegt. Nach dem Städtchen wartet der erste längere Anstieg mit moderater Steigung. Immer wieder schweifen meine Blicke zum schon oft bestiegenen Cima del Monte und den 1000 Grüntönen der sprießenden Vegetation in seinen Flanken. Ich bin nun in einem guten Flow und möchte keinen Stop für Fotos einlegen. 

In der folgenden Abfahrt wird Rio nell'Elba nur tangiert bevor es östlich nach Rio Marina geht. Nach Durchfahrt der kurzen Promenade und des Hafens lege ich am Ortsrand einen ersten Stop ein.

Rio Marina

Blick zum Festland

Wellig geht es direkt an der Küste auf guter Straße nördlich Richtung Cavo.



Rückblick Richtung Rio Marina

Auch im freundlichen Cavo ist noch nichts los. Ich durchfahre die Stadt bis an ihr nördliches Ende, um dann in einer Schleife zurück zur SP33 zum Fuss des folgenden Anstiegs zu gelangen. Auf mäßigem Belag geht es moderat steil, aber anhaltend hoch zum Scheitelpunkt zwischen Cavo und Rio nell'Elba. Auf diesem Abschnitt begegne ich keiner Menschenseele. So versinke ich tief in meinen Gedanken und genieße die Fahrt immens.

Noch vor der Einfahrt nach Rio nell'Elba geht beim Friedhof scharf rechts (160°) die Straße nach Nisporto ab.


Friedhof von Rio nell'Elba

Blick nach Rio Marina

Auf dieser geht es nun etwas steiler ...

... zum Sattel zwischen Monte Strega und Monte Serra hinauf. 

Blick nach Nisporto (unten) und zu den höllisch steilen drei Kehren nach dem Örtchen (zentral). In der Ferne wartet bereits Portoferraio.

Es fogt eine lange, teils steile Abfahrt auf suboptimalem Belag, der in den Kurven öfters mit Rollsplit und Sand gespickt ist, nach Nisporto. Direkt nach Nisporto gibt es auf sehr steilen Betonplatten den ersten Knaller, für den ich mir eine kleinere Übersetzung wünsche. Aufmunternde Anfeuerungen entgegenkommender Radler lassen diesen Abschnitt zum Glück schnell enden. 

Wellig geht es über Bagnaia und Magazzini auf guten Straßen in dichter besiedeltem Terrain mit nun mehr Verkehr und zwei Baustellenampelstops weiter Richtung Portoferraio.

Portoferraio

Auf der SP26 fahre ich über San Giovanni bis zum großen Kreisverkehr am südlichen Ende von Portoferraio. Auf der breiten SP24 geht es nun den mäßig steilen Pass Richtung Procchio hoch. Dies ist der Abschnitt mit dem meisten Verkehr. Die folgende Abfahrt nach Procchio macht auf guter Straße Laune und ich fliege durch das sehr touristisch anmutende Procchio schnell hindurch. 

Nach dem Städtchen lege ich an einem Aussichtspunkt eine Frühstückspause ein. Bei schönen Aublicken gönne ich mir einen Riegel und ein Gel als Energiezufuhr für den bevorstehenden langen und steilen Anstieg von Marciana Marina nach Marciana, vor dem ich gehörig Respekt habe.

Rückblick nach Procchio

Wellig geht es direkt an der Küste kurzeilig weiter nach Marciana Marina.

Marciana Marina

Am südlichen Ende von Marciana Marina verlasse ich die SP25 auf die Straße zu den Sportanlagen (Via Costarella), die direkter hinauf nach Marciana führt. Jetzt geht es anhaltend steil im kleinsten Gang bei einstelliger Geschwindigkeit aufwärts. Eine deutsche Dame, die die Breite ihres Oberklassegefährts nicht einschätzen kann und Überholmanöver immer wieder abbricht, nervt mich kurzzeitig. 

Bald kommt der wolkenverhangene Monte Capanne in den Blick ...


... und die letzten Meter nach Marciana sind geschafft.

Rückblick nach Marciana Marina

Marciana

Ab hier geht es in langer Abfahrt um das westliche Ende der Insel.

La Guardia am Westende von Elba

In diesem Abschnitt ist sehr wenig Verkehr.

Nach der Abfahrt geht es wellig immer direkt an der Küste entlang weiter. Rechts bricht es teils senkrecht mehrere hundert Meter ins Mittelmeer ab. Starke Windböen, überholende Autos und steile Abfahrten gestalten das Teilstück zwischen La Guardia und Fetovaia für mich als schlechten Lenker und Abfahrer trotz der tollen Landschaft teils stressig.

Chiessi

Chiessi

Cavoli

Von Seccheto geht es in rauschender Abfahrt nach Campo nell'Elba runter, wo heute am Nationalfeiertag ein großer Markt stattfindet und entsprechend viel los ist. In der Durchfahrt esse ich einen weiteren Riegel und ein Gel, da nun der Pass nach Lacona wartet, den ich von einigen Autofahrten bereits kenne. Meine Ehrfurcht vor dem Pass zum Ende der Umrundung bestätigt sich dann auch. Die Auffahrt möchte kaum enden, ist aber zum Glück nicht so steil wie die Anstiege nach dem Dörfchen Nisporto und hinauf nach Marciana. 

Schlußendlich ist auch dieser Pass abgehakt und ich rolle zufrieden hinab nach Lacona. Bald kommt auch mein Ausgangspunkt Capoliveri wieder in den Blick, ...

Hinten zeigt sich Capoliveri und somit das Ende der Umrundung.

... in das ich auch noch hochradeln muss. Für diesen letzten Anstieg nehme ich noch ein Gel zu mir, allerdings hält sich die Steilheit sehr in Grenzen, nur die letzten 50 Meter hoch zum Kreisverkehr im Dorf sind etwas steiler. Von hier rolle ich den letzten Kilometer zu unserem Haus in Morcone hinunter.

Die Elbaumrundung ist eine absolut lohnende Unternehmung. Am besten hat mir der verlassene, einsame Nordosten der Insel gefallen (Porto Azzuro bis Bagnaia) - hier war ich morgens unterwegs als noch nichts los war. Allerdings fällt es mir, der vom Laufen und Wandern langsamere Bewegung gewohnt ist, schwer, die Vielzahl von Eindrücken in ihrer Gänze aufzunehmen und wertschätzend zu verarbeiten. 
 
Zu überwältigender Mehrheit achten die Autofahrer auf sicheren Abstand zu Radfahrern, allerdings gab es heute auch einige negative Ausnahmen, die mir bei Überholmanövern trotz Gegenverkehr bedrohlich nahe kamen. In der Hauptsaison würde ich die Umrundung bei vollen Straßen eher nicht empfehlen.

Strecke: 128 km mit 2.270 hm (GPS-Messung mit Suunto Traverse)
Zeit: 5:58 h
Rennrad: Canyon Endurace CF SLX 2018
Verpflegung: 2 Maurten Gels, 1 gefundenes italienisches Gel, 2 Clifbars und 1,5 l Wasser

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