Am womöglich zunächst einmal letzten Schönwetterwochenende mit ausreichend Tageslicht entscheide ich mich für eine schon länger angepeilte Unternehmung, von der ich mir einen hohen Genußkrxlanteil verspreche: die Ostwand des Hohen Göll. Meine Erwartungen erfüllt die knapp 1.000 m hohe Wand dabei voll und ganz. Auch der einsame Zustieg von Gasteig über den Wilden Freithof ist wunderschön. Lediglich der ungeplante Abstieg über den Hauptgipfel - entgegen meiner Planung, die den Kuchler Kamm vorsieht - und den Schustersteig, inklusive deftigem Verhauer, trüben den Eindruck der ansonsten grandiosen Bergfahrt kurzzeitig.
Los geht es am Parkplatz am Ende der Straße in Gasteig hinter dem Gasthof "Schöne Aussicht". Das Platzerl macht am Morgen seinem Namen alle Ehre.
Ich verstehe es als gutes Omen und beginne beschwingt meine Wanderung auf dem ausgeschilderten Weg zum Purtschellerhaus.
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Kuchler Kamm |
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Die Morgensonne erleuchtet den Hohen Göll |
Zunächst geht es über eine Wiese ...
... in den Wald, ...
... in dem auf einem anfangs recht steilen Steig immer wieder die Forststraße gekreuzt wird.
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Blick hoch zum Purtschellerhaus |
Bald öffnet sich der erste Blick zur Ostwand in ihrer ganzen Pracht.
Ein wunderbares Tagerl kündigt sich an!
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Kuchler Kamm |
An der Dürrfeichtenalm wünsche ich den Kühen einen guten Morgen ...
... während ich dem Ziel immer näher komme.
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Zoom zur Ostwand von kurz hinter der Dürrfeichtenalm: genau in der Bildmitte wird in die Ostwand eingstiegen. Ziel ist das oberste Schneefeld, das auf der Rippe links daneben umgangen wird. |
Bald zeigt sich auch die Querung zum Wilden Freithof, vor der ich gewissen Repsekt habe, da das Gras an diesem Morgen nach der kalten Nacht recht feucht ist.
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Knapp unterhalb des Steigs zum Purtschellerhaus erkennt man den zum Wilden Freithof querenden Jägersteig. Je näher man kommt, desto gutmütiger wird die Neigung des Querungsgeländes. |
Der Abzweig auf einen alten Forstweg knapp unterhalb des Eckersattels ist bald erreicht.
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Hier wird links abgezweigt. |
Nach wenigen Metern Höhenverlust auf dem Forstweg wird im Wald auf deutlich erkennbaren Steigspuren etwas angestiegen ...
... bevor eben zu einem Jägersitz ...
... und dann zu diesen toten Bäumen gequert wird.
Auf weiterhin deutlichen Pfadspuren werden ein paar Bachbetten gequert ...
... bevor es im etwas steileren, aber für mich gut gangbaren Gelände ...
... runter in den Wilden Freithof geht.
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Rückblick: bei den unteren Bäumen quert man über die Kante |
In herrlicher Landschaft folge ich den spärlichen Steinmännern ...
... durch den Wilden Freithof ...
... bald auch steiler ...
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Rückblick nach Golling |
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Und täglich grüßt ... |
... zum Einstieg in die Ostwand.
Zu meiner Verwunderung muss ich feststellen, dass weitere Partien in den Wilden Freithof zusteigen. Ich hatte erwartet alleine in der Route zu sein, was sich aufgrund des tollen Wetters wohl als unrealistisch darstellt.
Auch oben aus der Wand poltern immer wieder Steine herunter. Zunächst glaube ich an Gämse oder Steinböcke, aber auch hier sind bereits Bergsteiger am werkeln, wie sich später herausstellen soll.
Kurz vor dem Einstieg mache ich eine kurze Bananenpause, ...
... bevor ich rechts des untersten Schneefelds über eine Rippe ...
... in die gewaltige, von Wasserrillen zerfurchte Plattenwand einsteige.
Ich halte mich tendenziell links der eher schuttigen Rinne im Boden der gewaltigen Ostwandschlucht in den tollen Wasserrillenplatten (zunächst I - II), da mir der Fels hier viel spaßiger erscheint (meine Nachsteiger halten sich eher unten in der Schlucht)
Ein erster kurzer Aufschwung fordert den III. Schwierigkeitsgrad.
Danach geht es weiterhin linkshaltend in Wasserrillen aller Größen weiter aufwärts ...
... zum zweiten Schneefeld. Die Nachsteiger werden später an dessen Fuß bereits nach links auf die angrenzende Rippe ausqueren, ich halte mich am linken Rand des Schneefelds Richtung Wetterbockwand grade aufwärts.
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Zweites Schneefeld mit Wetterbockwand oben rechts. |
Nach dem Schneefeld geht es in einem Riß, der sich von links unten nach rechts oben durch die Wand zieht, weiter Richtung Wetterbockwand.
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Rückblick zum zweiten Schneefeld |
Mein Riß verzweigt sich bald: gradeaus hoch führt eine glatte, einladende Wasserrille während sich der Riß diagonal in der gleichen Schwierigkeit wie zuvor (II - III) nach rechts oben fortsetzt.
Ich kann der direkten Rille nicht widerstehen und teste diese an. Steiler und griffärmer (insbesondere nach oben raus) als vermutet geht es diese hoch (IV-/IV) ...
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Am unteren Ende des Schneefelds kann man wie die Bergsteiger hinter mir auf die Rippe rechts queren. |
... zum flacheren Gelände am Fuß der Wetterbockwand.
Auf den Absätzen unterhalb der Wand halte ich mich links ...
... und steige in etwas brüchiger anmutendem, aber immer noch festem Fels ...
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Rückblick: Von links unten bin ich aus der Anstiegsschlucht (verdeckt) rechts (im Aufstiegssinn) des Geröllfelds ausgestiegen. |
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Wetterbockwand |
... zum obersten Schneefeld an.
Nun gilt es die Rippe links (Anstiegssinn) des Schneefelds auf Höhe des unteren Endes zu gewinnen, was über schuttige Bänder an verschiedenen Stellen möglich ist.
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Das obere Schneefeld |
Es folgt bestes Krxlgelände im II. Grad, ...
... das über diverse Bänder, Rampen und Kamine ...
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Blick zum Gipfel des Hohen Göll |
... nach oben hin weniger steil ...
... eine Vielzahl an Routen zulässt.
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Kuchler Kreuz links |
Am Hauptgipfel des Hohen Göll treten sich die Leute bereits auf die Füße und ich überlege, ob ich überhaupt zum höchsten Punkt aufsteigen soll. Eigentlich ist geplant über den Kuchler Kamm - also in Gegenrichtung zum Hauptgipfel - abzusteigen. Allerdings erhalte ich Nachricht, dass Kind II eine Erkältung ereilt hat. Ich beschließe, nicht unbedingt bis nach der Schlafenszeit der Kinder unterwegs sein zu müssen und über den Normalweg abzusteigen. Also rein ins Getümmel ...
... und bei einer Apfelpause am Hauptgipfel die schönen Ausblicke ...
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Ostwand vom Hauptgipfel |
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Ramsau mit Watzmann, Kalter und Reiteralp |
... genießen.
Im Abstieg gebe ich dann etwas Gas ...
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Querblick zum Profil der Ostwand |
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Tiefblick zum Wilden Freithof |
... ohne vorher auf das Handy zu schauen. Als ich dies nachhole, bin ich bereits 400 Hm am Abzweig zum Purtschellerhaus vorbei. Also die ganze Chose wieder retour.
Am Abzweig des Schustersteigs dann eine kleine Schlange vor dem Klettersteigabschnitt und langsamer Verkehr in diesem.
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Der Schustersteig ist mit Wanderern markiert. |
In der Folge geht es schnell wieder einsamer in wirklich toller Landschaft mit raffinierter Wegführung ...
... die durchaus steile Flanke ...
... zuletzt über einen sanften Wiesengrat ...
... zum Purtschellerhaus runter und auf dessen Normalweg mit schönen Blicken in die Ostwand, ...
... zum Kuchler Kamm ...
... und nach Golling ...
... zum Eckersattel ...
... und auf dem bekannten Weg über die Dürrfeichtenalm ...
... zurück zum Ausgangspubkt der Unternehmung.
Gehstrecke (mit Verhauer): 19,5 km mit 2.329 hm
Gehzeit: 9,25 h
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