Über dem Großen Ahornboden ragt majestätisch das graue Felsgestirn von Spritzkar- und Eiskarspitze abweisend gen Himmel und ist der Blickfang für die Besucher der Eng. Nordseitig zwischen den beiden Gipfeln eingelagert finden sich die Eiskarln - ein schwierig zu erreichendes Hochkar, das die letzten kümmerlichen Gletscherreste des Karwendels beherbergt und mit steilen, mehreren hundert Meter mächtigen Wänden Richtung Eng abbricht.
In dieser einmaligen, beeindruckenden Umgebung wollen Andrea und ich heute eine der exklusivsten Unternehmung des Karwendels angehen - die Ersteigung von Spritzkar- und Eiskarlspitze über die Eiskarln.
Schon bei der Einfahrt in den Großen Ahornboden zeigt sich die heutige Unternehmung in ihrer vollen Schönheit und Ernsthaftigkeit.
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Zoom |
Bei den Almen folgen wir dem Weg zur Binsalm, ...
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Grubenkarpfeiler |
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Eiskarlsporn, der weit oben mit mehreren hundert Metern Luft unter den Sohlen von links nach rechts gequert wird und somit die Eintrittskarte zu den Eiskarln darstellt. |
... der bereits nach wenigen Minuten auf den Panoramaweg zur Binsalm nach rechts verlassen wird.
Wenig später wird in einer Linksschleife auch dieser verlassen, um über eine Weide zunächst weglos zu den Wänden unter den Eiskarln aufzusteigen. Einige hundert Meter weiter oben beginnt rechts (Aufstiegssinn) des Bachs bei den Latschen ein guter Steig, ...
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Rechts in der Latschengasse beginnt der Steig in Hochglückkar. |
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Spritzkar NO-Wand mit Schiefem Riss |
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Erster Rückblick in die Eng |
... der uns vobei am Kirchl ...
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Kirchl |
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Eiskarlsporn |
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Spritzkarpfeiler |
... über sanfte Wiesen ...
... stetig Höhe gewinnen ...
... und schlußendlich im unteren Hochglückkar ankommen läßt.
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In Bildmitte sieht man die Hochglückscharte, über die wir später absteigen werden. |
Zunächst folgen wir weiterhin den Steigspuren ...
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Eiskarlsporn und dahinter die Eiskarln |
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Blick zum Sonnjoch |
... und queren an günstiger Stelle nach Westen zum Eiskarlsporn.
Am Fuß des Sporn machen wir Vesperpause. Danach legen wir das Klettergeschirr an, da wir eine der neuen Routen am Sporn klettern möchten.
Da die unteren beiden Längen teils noch feucht sind, steigen wir vom Band des Normalwegs, wo sich dieses verschmälert, am Stand nach der zweiten Länge in unsere Route "Oimauftrieb" ein.
Da an diesem Morgen selbst im Hochsommer trotz vorhergehender regenfreier Tage das Gras aus der Nacht gut feucht war, empfehle ich in die grasige Querung des Eiskarlsporns auf dem Normalweg nicht vor 10 Uhr einzusteigen. So hat das Gras noch die Möglichkeit in der Sonne etwas zu trocknen.
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Der Normalweg führt hier waagrecht in die Wand hinaus. |
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Tiefblick vom Stand nach der 2. SL der Route "Oimauftrieb" |
Es geht bei moderater Schwierigkeit in schönem, kompaktem Fels los, ...
... dem allerdings bald leider Grasschrofen folgen.
Am Stand nach der 3. SL |
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Blick in die Eng |
In der vierten SL quert man auf einem grasigen Band weiter nach Westen, um dann in abermals kompaktem, festem Fels, dem bald wieder Grasschrofen folgen, grade aufwärts zum nächsten Stand zu steigen.
Gamsjoch über der Eng |
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Andrea kommt nach zum Stand nach der vierten Länge. |
In der fünften SL geht es nur noch kurz über einen kleinen Aufschwung aufwärts, ...
... dann wird weiter nach Westen Richtung Eiskarln zum letzten Stand gequert.
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Andrea kommt nach in der kurzen fünften Länge |
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Querung zum Stand nach der fünften Länge |
Vom letzten Stand ...
... sind die Eiskarln leicht über Graspolster zu erreichen.
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Rückblick: oben rechts queren wir aus der Kletterroute in die Eiskarln |
Die Eiskarln sind ein sehr beeidruckender Ort und viel größer als es von unten den Schein hat.
Wir genießen die einmalige Atmosphäre, verstauen die Klettersachen und setzen uns dann in Bewegung zur Gratrippe, die die Eiskarln in einen östlichen und westlichen Teil trennt.
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Panoaufnahme aus den Eiskarln |
In Karmitte füllen wir unsere Trinkvorräte noch einmal auf und setzen den nervigen Geröllquergang zum Gratsporn fort.
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Die letzten Gletscherreste im Karwendel |
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Rückblick: hinten beim Sporn betritt man die Eiskarln. |
Der Gratsporn empfängt uns mit kompaktem, festem Fels, ...
... dem Geröll und Gras folgen.
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Rückblick |
Auf der Grathöhe angekommen ...
... wird der Weg auf dieser fortgesetzt. Zunächst ist das Geläuf recht gutmütig (I), ...
Sehr kurzweilig geht es im aufsteilenden Gelände in atemberaubendem Ambiente weiter aufwärts.
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Oberer 2er oder unterer 3er? |
Weiter oben verjüngt sich der Grat, ...
... geht danach aber ...
... wieder in einen breiten Rücken über.
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Blick zur Eiskarlspitze |
Bei einem großen Steinmann ...
... quert man entgegen der Routenbeschreibung im AVF ca. 5 m nach Westen (rechts) zum Fuß einer markanten Rinne, ...
... durch die ...
... in festem Fels ...
... auf den Verbindungsgrat zwischen Spritzkar- und Eiskarlspitze ...
... augestiegen ...
... wird. Östlich wartet die Eiskarl-, ...
... westlich die Spritzkarspitze, die wir in Gehgelände ...
... bald erreichen.
Es ergeben sich fantastische Blicke in alle Richtungen: nach Westen entlang der Norwände der Hauptkette, ...
... nach SW zu den Gipfeln des Roßlochs, ...
... zur Bettelwurf Nordwand ...
... den wir nach ausgiebiger Rast angehen.
Es geht den gleichen Weg zurück bis zu der Stelle, an der wir auf den Grat ausgestiegen sind, ...
... und auf den Aufschwung zur Eiskarlspitze zu. Dieser sieht mit seinen zwei V-förmigen Rissen aus der Ferne sehr steil aus, ...
... entpuppt sich aus der Nähe aber als die selbe Kategorie wie die vorhergehende Krxlei.
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Man nimmt die linke Rinne des V. |
Fester Fels läßt hier noch einmal Krxlfreude aufkommen.
Rückblick zur Spritzkarspitze |
Der Weiterweg zur Eiskarlspitze vollzieht sich in Gehgelände.
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Blick Richtung Roßloch |
Am Gipfel ...
... halten wir uns nicht lange auf, sondern machen uns gleich an den Abstieg entlang des Ostgrats der Eiskarlspitze.
Hier wartet viel Schutt und Bruch; zweimal wird bei entsprechenden roten Pfeilen in die Nordflanke ausgewichen und bei erster Möglichkeit wieder zum Grat zurückgekehrt.
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Querung zurück zum Grat aus der Nordflanke |
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Abermaliges Ausweichen in die Nordflanke |
Wir kommen hier relativ langsam vorwärts und die Hochglückscharte mag einfach nicht so recht näher kommen.
Zwischenzeitlich zieht es arg zu, windet sehr und macht den Anschein von Regen - zum Glück bleibt dieser aber aus.
Es gibt einen kurzen "Reitgrat" zum Ende des Ostgrats, der allerdings auch normal begangen werden kann.
Eine erste Scharte nach dem Reitgrat ist noch nicht die Westliche Hochglückscharte. Vielmehr muss noch ein Turm überklettert werden ...
... bevor wir die Scharte mit ihrer alten Stahlseilsicherung erreichen.
Vor einem sperrenden Schneefeld wird in schuttigem Bruch nach rechts ausgewichen ...
... und schließlich das Hochglückkar erreicht.
Durch dieses weitläufige Kar ...
... vorbei am Eiskarlsporn ...
... geht es zum Steig, den wir heute morgen im Aufstieg nutzten, ...
... runter Richtung Kirchl. Leider verlieren wir den Steig bei Geplaudere schnell und verschlimmern das Mißgeschick durch Faulheit, indem wir nicht zurück aufsteigen. So bekommen wir einiges Hin und Her, Vor und Zurück in den Latschen serviert ...
... bevor wir den Steig ins Tal wieder erreichen.
Der Rest ist entspanntes Auslaufen ...
... mit dem Wissen, heute eine besondere Tour gemacht haben zu dürfen.
Strecke: 15,5 km mit 1.574 hm
Gehzeit: 10 h
2 Kommentare:
Toller Bericht (und auch tolle Seite)! Habe ihn erst jetzt entdeckt, nachdem ich die Runde (über den Normalweg) nun selbst auch gemacht habe. Für mich ganz großes Karwendel, wobei ich die Querung um den Eiskarlsporn schon recht krass fand.
Servus Deichjodler und Glückwunsch zur tollen Tour! Der Eiskarlsporn erfordert auf dem Normalweg definitiv Überwindung. Ich kenne keine ähnlich ausgesetzte Passage in diesem Schwierigkeitsgrad. Der Lohn ist eine, wie ich finde, selbst für Karwendelverhältnisse besondere Tour. Ich wünsche Dir weiterhin schöne Bergerlebnisse, viele Grüße, Carsten
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