11.06.17

Versuch der Überschreitung von Roßlochspitze und Hochkanzel


Seit meiner Wanderung auf die Roßlochspitze im letzten Jahr, wollte ich mir den Übergang von dieser zur Hochkanzel über den Nordgrat gerne anschauen. Von dort könnte es dann weiter über Brantlspitze, Gamskarspitze und Sunntiger zum Hallerangerhaus gehen. Mit Joseph konnte der richtige Mann für die zu erwartend rustikale Tour gewonnen werden. Leider ließ sich der Plan für mich nicht in die Tat umsetzen, obwohl die Verhältnisse heute eigentlich perfekt waren.

Los geht’s früh am Morgen mit den Radln am Parkplatz an der B2 kurz vor Scharnitz. Auf bekanntem Weg hinter ins Hinterautal bis zur Kastenalm. Hier stellen wir die Radl ab und laufen weiter ...



 

... unter der Nordwand der Reps ...


... im morgendlichen, wunderschönen Hinterautal ...

Blick hoch ins Moserkar
... entlang der Nordwände der Gleiersch-Halltalkette ...



... ins Roßloch zum Hinteren Boden.


Erster Rückblick
Nach einer Frühstückspause am Bach ...


... geht es zunächst auf einem Pfad, ...



... später weglos im einfachen Schrofengelände ...


... hoch Richtung Schneepfanne, die wir rechts liegen lassen, ...


... weiter zum Ansatz des Westgrats der Roßlochspitze.

Links der Ansatz des Westgrats der Roßlochspitze
Das weite Grubenkar
Sonnenspitzen, Bockkarspitze und Ladiztürme
Wir nähern uns dem plattigen Beginn desWestgrats, ...



... der entweder südlich umgangen und dann durch eine einfache Rinne dahinter gewonnen oder direkt erklommen werden kann. Wir wählen den Bereich in der Mitte des Ansatzes, der in zunächst schön festem, plattigen Fels ...







... leider schnell in bröseligeres Terrain überleitet.


Hier geht es weiter hoch ...


In der gebänderten Struktur des Ansatzes des Westgrats ist ein Aufstieg an vielen Stellen hoch zum Grat möglich.

Blick rüber zur Hochkanzel und Brantlspitze. Dazwischen die schnegefüllte Rinne des Normalwegs.
... auf den eigentlichen Grat.



Nach einer Grasfläche zu Beginn geht es in leichtem Fels kurzweilig weiter Richtung Gipfel der Roßlochspitze. Der Fels ist annehmbar, sollte vor Belastung aber immer geprüft werden, da hier wahrlich nicht alles fest ist, was solide aussehen mag.


Der Grat bricht nördlich meist senkrecht ab, während er nach Süden recht sanft über weite, schuttbeladene Platten hinabstreicht.


Am Grat finden sich einige Stellen bis zum 2. Schwierigkeitsgrad, meist handelt es sich jedoch um leichtes Kraxlgelände im 1. Grad oder Gehgelände.




Der Gipfel der Roßlochspitze ist schnell erreicht, wo wir die herrliche Aussicht bei einer längeren Pause genießen.

Grubenkarspitze
Gamsjoch zentral
Östlicher Teil der Karwendelhauptkette mit Platten-, Spritz-, Eiskarlspitze und Hochglück
Blick nach SO zum Alpenhauptkamm
Bettelwurf Nordwand, der Nordgrat zur Hochkanzel und die Brantlspitze
Rückblick über den Westgrat durchs Hinterautal zur Mieminger Kette und ins Wetterstein
Der Abstieg von der Roßlochspitze erfolgt über den kurzen Südgrat, der einen Vorgeschmack auf die weitere Überschreitung liefert: es wird sehr bröselig und brüchig!

Stelle im 2. Schwierigkeitsgrad im Abstieg am Südgrat
Rückblick Südgrat
In der Roßlochscharte könnte man gelenkschonend im Geröll Richtung Schneepfanne abfahren, ...


... stattdessen geht es für uns weiter am Verbindungsgrat zur Hochkanzel. Ein erster Turm wird ostseitig umgangen.


Das Gelände gewinnt durch zunehmende Ausgesetztheit und die Unzuverlässigkeit des Gesteins ab hier einen weitaus ernsteren Charakter.


Gelb-brüchiges Gestein am Grat zur Hochkanzel
Wir halten uns meist direkt am Grat oder etwas in der ostseitigen Flanke auf dem Weg runter zur tiefsten Einschartung am Verbindungsgrat. Es gibt eine erste 3er Stelle in der ostseitigen Umgehung eines Türmchens.


Überaus brüchiges und unangenehmes Gelände im Abstieg zur tiefsten Einschartung
In der tiefsten Einschartung finden wir einige sehr ausgesetzte, brüchige und scharfe Türmchen, die nicht direkt zu übersteigen sind. Joseph steigt zunächst westseitig der Türme ab, um den weiteren Weg zu erkunden. Eine westseitige Umgehung scheint möglich, ist aber sehr (!) ausgesetzt. Außerdem müßte ein einige Meter hohes, senkrechtes Wanderl im absoluten Absturzgelände zurück zum Grat aufgestiegen werden. Ob ein Weiterweg am hier sehr scharfen Grat an dieser Stelle möglich ist, läßt sich nicht einsehen. Deshalb steigt Joseph tief in die Ostflanke der Hochkanzel ab.

Unten die Türmchen in der tiefsten Einschartung
Ich treffe an dieser Stelle die Entscheidung umzukehren, da ich keine Freude an dieser für mich psychisch sehr anspruchsvollen und riskanten Kraxelei empfinde. Ich möchte betonen, dass die technischen Schwierigkeiten nicht über den 3. Grad - und das auch nur stellenweise - hinausgehen. Vielmehr ist das Gelände einfach sehr brüchig und ausgesetzt, was ein gewisses Risiko mit sich bringt.

Über Rufkontakt vereinbaren wir, uns unten in der Schneepfanne zu treffen. Joseph setzt seinen Weg in einem weiten Bogen durch die Nordostflanke der Hochkanzel fort, während ich ihn an- und gespannt beobachte. Nachdem er den Grat bei einer großen Altschneewächte wieder erreicht, mache ich mich an den Rückweg.

Links der Bildmitte erkennt man den Joseph im Aufstieg Richtung der großen Altschneewächte am Grat
Einen schönen Blick hat man am Grat schon.
Rückweg über das Bröselgelände
Ein Türmchen wird überstiegen
In einer geeigneten Rinne vor der Roßlochscharte fahre ich unschwierig auf Geröll runter zur Schneepfanne ab ...



Blick zum Nordgrat der Hochkanzel nach der tiefsten Einschartung, das Gestein sieht hier wieder fester aus.
Der begangene Grat zur tiefsten Einschartung
Die tiefste Einschartung am Verbindungsgrat Roßlochspitze - Hochkanzel
... und mache es mir in den Schrofen gemütlich, von wo aus ich den Joseph im Abstieg vom Gipfel der Hochkanzel beobachte. 


Anschließend wandern wir zusammen raus zur Kastenalm, wo wir uns vor der Radlfahrt nach Scharnitz noch ein paar Getränke gönnen.



Der Westgrat zur Roßlochspitze bietet sehr kurzweilige Kraxelei in annehmbarem Fels. Allerdings ist schon hier nicht alles fest, was solide aussieht. Das Gelände am Grat zwischen Roßlochspitze und Hochkanzel lag mir dann überhaupt nicht. Insbesondere an der tiefsten Einschartung sollte man auf sehr brüchiges Terrain bei beachtlicher Ausgesetztheit vorbereitet sein. Eine Begehung in umgekehrter Richtung scheint nur mit Abseilen oder extrem starkem Nervenkostüm möglich zu sein. Zum ürsprünglichen Ziel einer Überschreitung von Roßloch- bis Gamskarspitze hat heute noch Einiges gefehlt. Hut ab vorm Joseph, dass er den Übergang zur Hochkanzel durchgezogen hat.

Strecke: 31 km radln und 21 km wandern mit 1.700 hm
Gehzeit (ohne Pausen und radln): 7,75 h




1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Awesome post.

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