Um einen Geheimtip handelt es sich bei der beliebten Route Klettergeheimnis mit Sicherheit nicht. Zu ansprechend und vielseitig ist die Kletterei über 19 Seillängen mit guter Absicherung durch die Nordwestwand der Kleinen Halt. Mit dem Anton-Karg- und Hans-Berger-Haus bieten sich gleich zwei idyllisch gelegene Stützpunkte an, von denen der Einstieg im unteren Scharlinger Boden in einer guten Stunde erreicht ist. Daher war der Plan, den Ansturm am Wochenende zu vermeiden und unser Glück unter der Woche zu probieren. Der Plan ging auf - an einem stabilen Tag fanden wir so nahezu perfekte Verhältnisse, die uns diese tolle Kletterei adäquat genießen ließen.
Los gehts mit dem Flo am P Kaiseraufstieg in Kufstein-Sparchen, die Stufen des Kaiseranstiegs hinauf. Nach dem Pfandlhof ist das Gelände flach, bzw. es geht sogar runter, bis es kurz vor dem Anton-Karg-Haus wieder etwas steiler hoch geht.
Hinter dem Hans-Berger-Haus geht der Weg zum Kaiserschützensteig ...
... über den Scharlinger Boden nach oben.
Im Unteren Boden quert man vom Weg einfach zu zwei großen Felsklötzen am Fuß der Nordwestwand.
Hinter den Felsen ist der Ansatz eines markanten Bands. Der Einstieg findet sich bei zwei geklebten Haken ca. 20 m vom Anfang des Bands.
Da die unteren Seillängen so gut wie keine Sonne abbekommen, sind sie am Morgen häufig noch feucht, was auch heute der Fall ist. Die Platten in der ersten Seillänge sind zum Glück nicht allzu schwer, dass es nach kurzer Gewöhnung ganz gut geht.
Die zweite Seillänge beginnt mit einem für den Schwierigkeitsgrad recht kniffligen Aufrichter, spätestens nach diesem ist man endgültig wach und warm. In den folgenden Seillängen geht es kurzweilig in sehr gutem Fels nach oben.
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Blick zum Kleinkaiserl gegenüber |
Leider ist es hier und da noch ein bissle feucht.
Am Einstieg kommt eine zweite Seilschaft hinterer. Wir kommen uns aber nicht in die Quere. Ansonsten ist in der Route heute nix los.
Zwischendurch gibt es auch immer wieder einfachere Seillängen.
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Plaisirmäßige Absicherung im unteren Teil |
Nach der 7. SL kommt man zu einem großen Kessel, den man linkshaltend durchschreitet und auf einer Rampe zum Anfang eines Bands verlässt.
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Flo am Stand nach der 8. SL nach der Durchschreitung des Kessels |
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Schlüsselstelle in der 9. SL |
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Blick von oberhalb des Kessels |
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Untere Wandhälfte |
... und gelangt über Gehgelände zu den letzten sechs Seillängen. Hier könnte man einfach zum in Sichtweite vorbeiführenden Kaiserschützensteig ausqueren.
Dies wäre allerdings sehr schade, da man im oberen Wandbereich meist überragenden Fels und sehr abwechslungsreiche Kletterei, hauptsächlich Platten, findet. Unserer Meinung nach lohnt es sich definitiv nach der 12. Seillänge nicht auszusteigen und die tolle Kletterei oben noch mitzunehmen.
Nach einer Pause gehen wir die letzten sechs SL an. Es geht los mit einer schönen, einfachen SL über eine rauhe Rippe ...
... und weiter entlang dieser Bruchkante.
In der 16. SL quert man zwei Rinnen in den zentralen Teil der oberen Wand.
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Flo vor der Rippe zwischen erster und zweiter Rinne |
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Flo kurz vor dem Stand nach der Querung in der 16. SL |
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Rückblick auf die Querung |
Die 18. SL beginnt steil ...
... bevor sie in Gehgelände überleitet.
Die 19. SL verpassten wir irgendwie im Gehgelände, ...
... stattdessen ging es in einfachem Gelände (Stellen 1-2) auf einem grasigen Band ...
... in 20 Minuten hoch zum Gipfel der Kleinen Halt.
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Zahmer Kaiser |
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Treffauer und Tuxeck |
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Gamshalt |
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Kaisertal |
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Totenkirchl, Fleischbank, Karlspitzen und Kopftörl |
... in den Oberen Scharlinger Boden und vorbei am Einstieg ...
... runter zum Anton-Karg-Haus und zurück zum P in Kufstein.
Die Route gliedert sich in einen unteren und oberen Teil, die merkliche Unterschiede aufweisen. Der untere Teil reicht bis zum Gehgelände der 13. Seillänge, wo man in wenigen Minuten unschwierig zum Kaiserschützensteig ausqueren kann. Bis hierhin wirklich gute Absicherung bei Kaiser-üblicher Schwierigkeitsbewertung. Die restlichen Seillängen sind noch einmal strammer bewertet und die Hakenabstände weiter als im (viel) leichteren Gelände des unteren Teils. Der obere Teil bietet unserer Meinung nach die mit Abstand schönsten Kletterstellen in an vielen Stellen kompaktem Fels. Die Absicherung in der Route ist, wie die Schwierigkeitsbewertung, nicht ganz homogen. Der Hinweis auf Bergsteigen.com, dass “4+ sicher geklettert werden sollte” ist sicherlich berechtigt. Alles in allem eine absolut empfehlenswerte Unternehmung in meist gutem bis stellenweise hervorragendem Fels in herrlicher Landschaft.
Strecke: je 8 km hin und zurück auf Forststraße zum Hans-Berger-Haus (Radverbot!) mit 372 hm, 3,85 km vom Hans-Berger-Haus zum Einstieg mit 674 hm
Zeit: für das Klettergeheimnis 4,75 h, gesamte Unternehmung 10 h (ohne Pausen)
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