Zwischen zwei großen Felsblöcken hindurch (kurz 2-) ...
... steht man dann am nördlichen Rand der Mauer. Die ca. 50 m hohe Mauer bot vom Steilenberg betrachtet einige Schwachstellen, an den ein Durchstieg möglich zu sein schien. Tatsächlich ist das Gelände aus der Nähe betrachtet aber steiler als angenommen und vor allem sehr, sehr brüchig.
Am nördlichen Ende fiel mir eine Durchstiegmöglichkeit auf und tatsächlich hängt in ca. 10 m Höhe vom Wandfuß ein Fixseil (Reepschnur oder vielleicht auch ein dünnes Drahtseil), das von Begehungen auf genau dieser Route zeugt. Die Wand ist hier sehr steil und das Seil zu erreichen nicht trivial. Des Weiteren sah die Verankerung mit einem alten Schlaghaken wenig vertrauenserweckend aus und das Gelände ab dem Ende des Seils ist von unten schlecht oder gar nicht einzusehen.
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Das Fixseil ist am linken Bildrand genau in der Bildmitte zu erkennen und führt nach rechts oben zum tiefsten Punkt der Wand im Übergang zum Horizont. Auf dem Bild sieht man nicht den gesamten Aufstiegsbereich bis zum Beginn des Seils. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass ich das Seil nicht in der Hand hatte und deshalb keinerlei Aussage zu dessen Zustand treffen kann. |
Daher entschied ich mich für eine einige Meter daneben liegende Rinne, die nach links oben in den zentralen Teil der Wand zu leiten schien. Die Schwierigkeit ist hier wohl etwas niedriger (Stellen 3-), jedoch endet die Rinne bald an einem Abbruch zu einer die Mauer durchziehenden kleinen Schluchten.
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Ich entschied mich für eine etwas weiter links gelegene Rinne, die in die Scharte zwischen dem ersten Köpferl und der Wand zieht. Dahinter bricht sie senkrecht ab und ich querte im oberen rechten Bereich zurück. |
Deshalb querte ich leicht ansteigend in sehr ausgesetztem und brüchigem Gelände zurück nach rechts (Norden) in den Bereich oberhalb der Reepschnur (T6- und 2). Diese Querung war mental sehr fordernd.
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Bereits nach der Querung sieht man hier den Bereich oberhalb des Fixseil |
Ab hier geht es in weniger steilen und ausgesetzen, aber immer noch heikel brüchigen Schrofen linkshaltend nach oben ...
... auf den zu einem Kamm zulaufenden höchsten Punkt oberhalb der Mauer (Steinmann). Die Mauer war somit bezwungen und der Ostgrat gewonnen.
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Ostgrat Dürrmiesing |
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Rückblick zum Steilenberg |
In der Folge hält man sich immer direkt am Grat oder knapp auf der Nordseite (exponiert), da man hier sehr wenig Latschenkontakt hat.
Weiter oben wartet ein weiterer kleiner Aufschwung (wenige Meter 2-), ...
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Der zweite, wesentlich kürzere Aufschwung wird von der Nordseite (rechts) überstiegen |
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Rinne auf den zweiten Aufschwung |
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Ruchenköpfe und Rotwand |
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Soinsee und Ruchenköpfe |
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Blick runter zur Schellenbergalm |
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Hochmiesing und Dürrmiesing |
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Hier erkennt man schön, dass die Nordflanke eine Alternative zum Latschenkampf bietet. |
... nach dem vom Wanderweg zur Großtiefenthalalm bald der “
Blaupunktsteig” zum Grat hochkommt. Ab hier ist eine komfortable Gasse durch die Latschen bis zum Gipfel des Dürrmiesing ausgeschnitten (T3).
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Gipfelsteinmann des Dürrmiesing |
Für den Übergang vom Dürr- zum Hochmiesing gilt ebenfalls wieder, dass man sich am besten direkt am Grat oder sogar leicht in der Nordflanke hält.
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Der Gratübergang zum Hochmiesing |
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Die Plattenwand auf der Südseite des Hochmiesing |
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Blick runter in die Nordflanke |
Es gibt wenige kurze Stellen abzukraxeln (1), ansonsten verläuft der Übergang ohne technische Schwierigkeiten (T3+).
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Nordrinne Hochmiesing |
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Rückblick zum Dürrmiesing |
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Boulderblock am Grat |
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GK Hochmiesing |
Vom Hochmiesing stieg ich über eine breite Schrofenrinne zunächst in südöstlicher, später südlicher Richtung direkt am östlichen Rand der großen Plattenflucht bis an deren Fuß hinab.
Nun querte ich bis zum kompakten zentralen Teil der Wand, wo die
Schmankerlweiße beginnt (T4-).
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Einstieg Schmankerlweiße |
Die Route bietet auf 4-5 Seillängen tolle Plattenkraxelei im 3. Schwierigkeitsgrad mit einer Stelle 3+ in der ersten Seillänge (weiter Spreizschritt).
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Die erste Seillänge führt entlang der Abbruchkante des Plattenschilds. |
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Entlang dieser Riße quert man zur hinten erkennbaren Rippe. |
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Rippe |
Die Stände sind gebohrt (1 Ringhaken) und zum Abseilen eingerichtet, in der ersten Seillänge gibt es zwei Zwischenhaken, ansonsten ist die Route selbst abzusichern.
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Ab hier klettert man entlang der Kante, die aus der linken unteren Bildecke Richtung Bildmitte zieht (Kante der hellen Platte unten links und deren Verlängerung in der linken Bildhälfte). |
Die Platten bieten tolle, rauhe Strukturen ...
... und es gibt immer wieder schöne Riße und Wasserrillen, die die Kraxelei durchgängig interessant und lohnend gestalten.
Der einzige Haken ist, dass man - wenn man nicht abklettern oder abseilen möchte - vom Ende der Route ca. 100 m durch dichte Latschen zum Gipfel des Hochmiesing wühlen muß.
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Blockiges Gelände oben raus |
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Ausstieg in die Latschen |
Vom Gipfel des Hochmiesing wollte ich dann eigentlich am Grat zurück über den Dürrmiesing und Blaupunktsteig absteigen.
In der Scharte zwischen Hoch- und Dürrmiesing lachte mich dann allerdings das Altschneefeld in der Nordrinne an, außerdem sah ich weit unten am Ende des Schuttfelds den Wanderweg. Die Aussicht auf einen knieschonenden Schnellabstieg war einfach zu verlockend. Aus der Scharte geht es zunächst in brüchigem, kleinsplittrigem Gelände (T5, Stellen 1) nervig runter ...
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Scharte zwischen Dürr- und Hochmiesing |
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Nordrinne |
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Abstiegsgelände |
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Oberes Ende Nordrinne |
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Aus der Scharte in der rechten Bildhälfte kommt man runter |
... bis zum oberen Ende des Schneefelds. Ab hier ging der Plan dann voll auf. Die Knie wurden so zwar geschont, ...
... dafür legte es mich im Geröll, das leider unterhalb des Schneefelds nicht überall abfahrtstauglich ist, einmal etwas heftiger auf die Seite, so dass ich mir einen dicken Pferdekuss holte.
Über den Forstweg geht es dann zum Flugplatz, ...
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Steilenberg links, Miesingmauer rechts |
... wo sich die Runde schließt.
Der Ostgrat des Dürrmiesing bietet die Möglichkeit zu einer einsamen Wanderung in einem sonst überlaufenen Gebiet. Den in anderen Berichten beschriebenen Latschenkampf fand ich hier nicht. Hält man sich direkt am Grat oder in der teils allerdings exponierten Nordflanke, ist die Wanderung durchaus genießbar. Der Aufschwung der Miesingmauer hoch zum Ostgrat kann südlich umgangen werden, bietet bei einer direkten Begehung allerdings sehr heikles und ausgesetztes Geläuf. Wer hier einsteigen möchte, sollte sich der Schwierigkeit und vor allem der Brüchigkeit bewußt sein!
Die Schmankerlweiße hingegen wartet mit kompakten, toll strukturierten Platten auf, die zu einer Extrarunde am Hochmiesing einladen. Allerdings bewegt man sich auch hier im ernsten alpinen Gelände! Selbst wenn man sichern möchte, sind die Hakenabstände sehr weit, bzw. Zwischensicherungen nicht vorhanden.
Alles in allem war es für mich eine lohnende, einsame Runde auf zwei aussichtsreiche Berge, die mit dem Steilgrasanstieg, schöner Kraxelei und der Wanderung am Grat einige Variation bietet.
Strecke: 18,1 km mit 1.360 hm
Zeit: 5,75 h
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